STANDARD-Zyklus

Menstruieren, ohne rot zu werden

Wie der verzwickte Umgang mit der Menstruation durch Weltreligionen, Popkultur oder sogar durch den Feminismus selbst nach wie vor befördert wird – und was Frauen neuerdings unter dem Motto "Period Pride" dagegen unternehmen

Illustration: Becker Reinhilde
Illustration: Becker Reinhilde

Es passierte in der Dusche der Mädchengarderobe. Carrie, Heldin des gleichnamigen Horrorfilmklassikers, genießt ihre Dusche. Die samtige Seife, das heiße Wasser, Flöten und Geigen unterstreichen diese letzten Momente in Frieden und Unschuld, kurz bevor das Blut kommt. Erst ist es an ihren Händen. Als Carrie an sich herabsieht, entdeckt, woher es kommt, ergreift sie Panik. Völlig ahnungslos, womit sie es zu tun hat, rennt sie aus der Dusche, schreit um Hilfe – und wird von ihren Mitschülerinnen verhöhnt. Kreischend bewerfen sie das Mädchen mit Tampons und Binden. Diese Filmszene stammt aus dem Jahr 1975, doch es ist ein zeitloses Szenario, das viele Mädchen bis heute mehr oder weniger drastisch in ihren Köpfen haben, wenn sie die ersten Male ihre Menstruation haben.