Günter Traxler

Mutig in die neue Normalität

Man sich des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass sich Bundeskanzler Sebastian Kurz eine Regierung von Marionetten hält

Foto: APA/HANS PUNZ
Foto: APA/HANS PUNZ

Unter dem Regiment von Sebastian Kurz hat der altvertraute Begriff "Marionettenregierung" eine interessante Wandlung erfahren. Verstand man darunter bisher eine Regierung, die in mehr oder weniger starker Abhängigkeit und im Interesse von mehr oder weniger dunklen Mächten der Staatsverwaltung oblag, kann man sich nun des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass es der Bundeskanzler selber ist, der sich eine Regierung von Marionetten hält, die er, soweit türkis, handverlesen, soweit grün, auf der Basis des Wahlergebnisses für sich zurechtgebogen hat. Wo es um wirklich Wichtiges, nämlich um ihn geht, stützt er sich lieber auf Überwachung durch strenge Medienkontrolle, auf persönliche Berater und Betreiber eines Tanks, dessen Losung "Think Austria" eine Verbindung von Denken und Vaterlandsliebe suggerieren soll. Da das nicht reicht, gibt es auch noch das "Future Operations Clearing Board", weil sich das Coronavirus auf Englisch besser einschüchtern lässt.