Sucht und Familie

Sozialarbeiterin: "Viele merken erst jetzt, dass der Partner trinkt"

Die Pandemie habe die Menschen nicht reihenweise süchtig gemacht – aber Sucht auffälliger, sagt Ursula Zeisel vom Verein Dialog. Wie spricht man ein Alkoholproblem an?

"Wir sind in einer Krise, und in Krisen neigen Menschen dazu, zu Suchtmitteln zu greifen. Viele haben ihre Arbeit verloren, haben finanzielle Sorgen oder sind einsam. Mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln ist diese Situation leichter auszuhalten, leider zu 'ertragen'. Trotzdem würde ich sagen: Die wenigsten Menschen sind wegen der Pandemie süchtig geworden. Das ist aber natürlich nur meine Beobachtung. Was wir allerdings schon bemerken, ist, dass sich die Situation derjenigen, die es bereits sind, teilweise verschlimmert hat. Wer vorher schon mit mehreren Gläsern Wein entspannt hat, tut das jetzt vielleicht noch exzessiver. Gleichzeitig beobachten wir, dass eine Sucht für Angehörige auffälliger geworden ist. Viele merken erst jetzt, dass der Partner oder die Partnerin trinkt, weil man viel mehr Zeit zusammen zu Hause verbringt.