Jazzklassiker

Zukunftsmusik: Die Spitzentöne von US-Trompeter Lee Morgan

Er hätte das Zeug dazu gehabt, den Jazz weiter zu entgrenzen: Von Morgan sind die legendären Konzerte "Live at the Lighthouse" erstmals komplett erhältlich

Foto: Michael Ochs Archives
Foto: Michael Ochs Archives

Es läutete den Neubeginn einer letztlich nicht zu Ende erzählten Jazzgeschichte ein: Lee Morgan, der Trompeter mit dem schneidend scharfen Spitzenton, betrat 1968 blendend aussehend den Proberaum des Hardbop-Pianisten Horace Silver. Er ging wie eine Geistererscheinung geradewegs auf dessen Saxofonisten Bennie Maupin zu und fragte ihn: "Willst du bei mir mitspielen? Ich habe ein paar Auftritte!" – Maupin, verblüfft: "Klar!" Morgan glich zu diesem Zeitpunkt einem von den Toten Auferstandenen. An seine mehrjährige Heroinsucht erinnerten lediglich Verletzungen im Mundraum, die er mit unermüdlichem Übungsfleiß auszugleichen trachtete.