Nobelpreislyrik

Louise Glücks Poesie, die Würze für das Winterbrot der Seele

Lakonisch: Der neue Gedichtband "Winterrezepte aus dem Kollektiv" der US-Literaturnobelpreisträgerin

Foto: Daniel Ebersole
Foto: Daniel Ebersole

Schwerer als jeder Verlust von Hab, Gut oder Gedächtnis wiegt derjenige des Reisepasses. Gestrandet vor einem Hotel mit Meerblick, muss die nunmehr namenlose Globetrotterin mit Essensresten anderer den Hunger stillen. Ein Kellner bringt ihr, die im Freien hockt und ihr Fernweh mit der Betrachtung von Postkarten kuriert, "die übrige Kartoffel oder ein bisschen Lamm". Und es fällt schwer, in dieser Gedichtwendung nicht an die Verblüffung zu denken, die die Auszeichnung von US-Autorin Louise Glück (78) mit dem Literaturnobelpreis 2020 hervorrief.