ALBUM-KOLUMNE

Hallo, was lesen Sie, Nicola Werdenigg?

Manfred Rebhandl fragt wöchentlich Menschen des öffentlichen Lebens. Diese Woche: Nicola Werdenigg (64), Ex-Skirennläuferin und Aktivistin für Menschenrechte und gegen Machtmissbrauch

Foto: privat
Foto: privat

Nicola Werdenigg, geborene Spieß und 1976 Viertplatzierte beim Olympischen Abfahrtslauf in Innsbruck, wuchs zusammen mit ihrem älteren Bruder Uli, der später zwei Abfahrten im Skiweltcup gewinnen sollte, im Gemeindeamtsgebäude von Mayrhofen im Zillertal auf. Im Erdgeschoß des Gebäudes war die örtliche Bücherei untergebracht, wo Nicola einfach "zur Moidl", der Leiterin, hinuntergehen und sich schon als Kind alle Bücher ausborgen durfte. Bereits vor ihrer Einschulung konnte sie daher lesen und sich in Pixi-Bücher, die seit 1954 erscheinen, oder in die Wunderwelt vertiefen, eine Kinder- und Jugendzeitschrift, die von 1948 bis 1986 erschien. Im Schigymnasium Stams entschied sich der Teenager dann sogar für Literatur als Fachrichtung und hatte mit Prof. Baldauf einen Lehrer, dessen hohe Qualifikation ihn später ans Goethe-Institut in Weimar führen sollte. Sie las längst Solschenizyn oder Brecht, während die meisten ihrer Kollegen Simmel in der Reisetasche mithatten.