Feminismus

Maria Theresia, ein feministisches Vorbild?

Élisabeth Badinter hat zum zweiten Mal ein Buch über Maria Theresia geschrieben. Ob die große Habsburgerin heute als feministisches Role-Model taugt, bleibt fraglich

Foto: World History Archive / Alamy Stock Photo
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Die Grande Dame des Feminismus, die Philosophin, Historikerin und Soziologin Élisabeth Badinter gehört seit Jahrzehnten zum Kreis linker Intellektueller, die in Frankreich den öffentlichen Diskurs prägen. Ihr Lebensthema, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, hat sie in der Nachfolge Simone de Beauvoirs zu einer Ikone der Frauenbewegung gemacht. Den schönen Satz der Beauvoir "Man wird nicht als Frau geboren, sondern zu einer gemacht" hat sie um den Satz "Man wird nicht als Mutter geboren, sondern zu einer gemacht" erweitert. In ihrem Longseller von 1980 Die Mutterliebe. Geschichte eines Gefühls vom 17. Jahrhundert bis heute hat die Spezialistin der Aufklärung in gründlichen Recherchen aufgezeigt, dass die Mutterliebe ebenso wie die Idee der Liebesheirat eine kulturelle Erfindung der bürgerlichen Gesellschaft und kein angeborener Instinkt ist. In umfangreichen historischen Untersuchungen hat sie mit dem männergemachten Mythos aufgeräumt, dass Mutterliebe ein Naturphänomen sei, ganz in der Nachfolge Rousseaus.