Wien/Linz - In der heutigen Runde im Prozess Stadt Linz gegen Bawag kam nur einer der ursprünglich zwei geplanten Zeugen zu Wort. Bawag-Mitarbeiter Christoph S. war bis Ende Juni 2008 bei der Bank Austria im Bereich Treasury Sales für mittelständische Unternehmen und den Public-Sector ohne Länder tätig. Danach wechselte er in die Bawag, mit einem ähnlichen Aufgabenbereich. Die Anwälte beider Seiten befragen S. zur Geschäftsanbahnung zu den Swap-Geschäften.

Telefonprotokolle aus der Zeit knapp vor dem Abschluss das Linzer Swap-Geschäftes im Februar 2007 standen im Mittelpunkt der Zeugenbefragung. Mit S. verhandelte der ehemalige Linzer Finanzdirektor Werner Penn ein Konkurrenzangebot zum letztendlich erfolgreichen Angebot der Bawag. Als S. im Laufe eines dieser Telefonate die Eckdaten des für die Stadt Linz deutlich günstigeren Bawag-Angebotes erfuhr, kommentierte er dieses mit: "Das bringen sie nie hin, nie!"

Penn sagte damals im Telefongespräch, seine "Schmerzgrenze" bei der Zinsbelastung liege bei 0,04 Prozent. Das Angebot der Bank Austria lag dagegen nur bei knapp unter 0,4 Prozent. "Da kommen wir nie hin, nie im Leben", sagte S. Er habe sich damals nicht vorstellen können, dass so ein Produkt möglich sei: "Entweder haben sie sich verrechnet, oder es war ein Superangebot", so S. heute. Erst als er Mitte 2008 selbst zur Bawag in denselben Tätigkeitsbereich gewechselt sei, habe er gesehen, dass die Konditionen tatsächlich so waren, "was mich überrascht hat".

Werner Penn hat sich im Herbst 2008 nicht von der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers und der darauffolgenden Finanzkrise beeindrucken lassen und wollte den Swap 4175 nicht verändern. "Er hat sich entschieden auf dem Produkt draufzubleiben", sagte Christoph S. Am 4. November 2008 - eineinhalb Monate nach der Lehman-Pleite - gab es ein Gespräch zwischen Penn, dem damaligen Bawag-Landesdirektor für Oberösterreich, Herbert Auer, und einem weiteren Bawag-Mitarbeiter. Damals lag die Bewertung des Swaps bereits bei minus 69,8 Mio. Euro. "Im derzeit hoch volatilen Marktumfeld ist eine Restrukturierung nur mit großem Aufwand darzustellen, dies wird von Linz abgelehnt", heißt es im Gesprächsprotokoll der Bawag vom damaligen Treffen im Linzer Magistrat. Penn sei damals über die aktuelle Bewertung der Finanzstruktur informiert worden.(red, derStandard.at, 3.10.2013)

Zeuge: "Trotz Lehman-Pleite auf Swap vertraut"