Wien – Rund 1.000 Delegierte aus Bezirks-, Teil- und Vorfeldorganisationen wählen am Samstag, dem 29. April, am Landesparteitag der Wiener SPÖ nach einem konfliktreichen Jahr ihre Parteispitze und stimmen über rund 150 Anträge ab. DER STANDARD berichtet live aus der Messe.

Für Bundeskanzler Christian Kern war der Parteitag eine Premiere: Er sprach erstmals vor dem höchsten Gremium der Wiener Genossen. Vor seiner Rede protestierte vor der Messe Wien die Parteijugend gegen den Kanzler mit Transparenten wie "Christian, Vorsitzender welcher Partei bist du eigentlich???" oder aufgeklappten Pizzaschachteln, auf denen stand: "Christian, du Werner".

In seiner Rede würdigte Kern die Verdienste Häupls: "Lieber Michael, der Grund, warum wir heute so stolz auf diese Stadt sind, hat damit zu tun, wie du diese Stadt geführt hast." Kern zeigte sich zuversichtlich, dass Häupl seine Nachfolge gut regelt. "Ich bin davon überzeugt, genauso wie du diese Stadt geführt hast, mit der selben Umsicht, mit der selben ruhigen Hand, wirst du die Weichenstellungen vornehmen."

Häupl selbst nahm in seiner Rede ebenfalls auf die Nachfolgedebatte Bezug. Er bestätigte vor den Delegierten, dass es seine letzte Kandidatur zum Parteivorsitz sein werde. Zu seiner Nachfolgeregelung sagte er: "Ich bekenne mich dazu, dass die Nachfolgediskussion nicht so verläuft, wie wir das in anderen Bundesländern gesehen haben. Ich fühle mich weder als Landeskaiser noch als Erbhofbauer."

Häupl werde das "zu gegebener Zeit, unmittelbar nach der Nationalratswahl, diskutieren. Nicht ich bestimme, wer die Partei in Zukunft führt, sondern der Parteitag". Häupl ließ offen, ob es einen Wahlvorschlag oder mehrere Wahlvorschläge geben wird.

Häupls letzte Kandidatur

Mit seiner Zusage, den Sitz als SPÖ-Chef in Wien nach den kommenden Nationalratswahlen freizumachen, besänftigte Häupl seine Kritiker vorerst. Er wird bei seiner Wiederwahl zum Parteichef am Samstag keinen Gegenkandidaten haben. Befürchtet wird dennoch, dass die beiden rivalisierenden SPÖ-Gruppen sich gegenseitig abstrafen werden. Die Wahlen zum Parteivorstand begannen am frühen Nachmittag.

Bekanntgegeben werden soll das Wahlergebnis aber erst am Abend. Mit Spannung wird vor allem das Ergebnis der Präsidiumsmitglieder erwartet. Bürgermeister Häupl wurde zuletzt im Jahr 2015 mit 95,8 Prozent als Landesparteichef bestätigt.

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, den Vertreter des rechten Flügels als neuen Stadtchef installieren wollen, erreichte vor zwei Jahren als Präsidiumsmitglied 89,6 Prozent. Er könnte, sofern sich die Grabenkämpfe in der Wahlkabine auch niederschlagen, ebenso von einem schwachen Wahlergebnis betroffen sein wie Finanzstadträtin Renate Brauner, die im Präsidium den linken Flügel vertritt.

Am Nachmittag werden beim Landesparteitag mehr als 150 Anträge diskutiert. (ook, krud, 29.4.2017)

Häupl am Landesparteitag: Nachfolge in Wien läuft "anders, als in anderen Bundesländern"