Wien – Am Nachmittag des 121. Verhandlungstags im Grasser-Prozess spielte Richterin Marion Hohenecker am Mittwoch Protokolle der Telefonüberwachung des Mitangeklagten Walter Meischberger und des aktuellen Zeugen W., Meischbergers damaligem Finanzberater in Liechtenstein, ab. Überraschend dabei: Obwohl beide bereits befürchtet haben, abgehört zu werden, sprechen sie darin offen über ihre Vernehmungen bei den Behörden.

Auf Hoheneckers Frage, ob man sich hier abgesprochen habe, meinte Meischberger am Mittwoch, dass er den Zeugen auf seine Aussagen "vorbereitet" habe – "natürlich". Er habe gewollt, dass dieser seine Aussagen bestätige, weil diese die Wahrheit seien, so der Angeklagte zur Richterin.

Kontobewegungen in Liechtenstein

Im Großen Schwurgerichtssaal wurden wieder drei Konten in Liechtenstein auf den Seziertisch gelegt. Dazu befragte das Gericht erneut Meischbergers früheren Bankbetreuer. Ihn hatte die Richterin bereits am Dienstag ausführlichst zu den Konten Karin, Natalie und 400.815 befragt – allesamt Konten, die Meischberger sich selbst zuordnet. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage aber davon aus, dass Konto Karin dem Immobilienmakler Ernst Plech gehörte und das Konto 400.815 dem Erstangeklagten Karl-Heinz Grasser – was diese bestreiten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Bankberater sagte im Zeugenstand, für ihn seien das Konto Natalie und das Konto 400.815 einer einzigen Person zuzurechnen, nämlich Meischberger. Hohenecker hatte sich überrascht gezeigt, warum Meischberger die erforderliche Summe von über 100.000 Euro für eine Jacht, die er mit Plech auf Ibiza erworben hatte, von seinem Konto Natalie abgehoben hat, wenn doch das Konto 400.815 besser ausgestattet war.

Konto Karin

Einmal mehr erklärte der Bankberater, dass er das Konto Karin dem angeklagten Plech zuordnete – jedenfalls habe Plech nie etwas anderes behauptet. Meischberger hingegen behauptet, dass auch das Konto Karin beziehungsweise das Geld darauf ihm gehörte – auch wenn laut Unterlagen der Bank Plech der wirtschaftlich Berechtigte des Kontos war sowie auch seine Frau und sein Sohn eingetragen waren.

Nach Meischbergers Selbstanzeige bei der Finanz wegen der Nichtversteuerung der Buwog-Provision im Herbst 2009 gab es ein Treffen bei der Hypo Investment Bank in Liechtenstein: Dort hatte Meischberger dann das Konto Karin für sich beansprucht – obwohl bei der Kontoeröffnung durch W. Plech als wirtschaftlich Berechtigter eingetragen wurde und auch unterschrieben hat und Meischberger gar nicht aufschien. Daraufhin habe die Bank das geändert. In seinem ganzen Berufsleben sei ihm so etwas nie passiert, sagte der Zeuge.

"Kein Zettel"

Der angeklagte Ex-Lobbyist Peter Hochegger hatte die Angeklagten in dem Punkt belastet. Dieser Darstellung widersprach der Zeuge. Er habe Hochegger "keinen Zettel" gezeigt, auf dem die Dreiteilung des Geldes und die Zuordnung der Konten dargestellt gewesen seien. Hochegger kann dazu derzeit nicht befragt werden, er ist nicht im Gericht, sondern auf Reha. (red, gra, 13.11.2019)

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