Das dritte Jahr im Buwog-Prozess ist angebrochen, am Mittwoch findet der 131. Verhandlungstag statt. Thema ist die Ferint AG; das ist jene Schweizer Gesellschaft, auf deren Konto bei der Meinl Bank die 500.000 Euro (in bar) eingezahlt wurden, die der Erstangeklagte Karl-Heinz Grasser von seiner Schwiegermutter (in bar) abgeholt haben will. In der Folge hat er das Geld veranlagt, im Genussschein der Hypo Alpe Adria. Letztlich landete das sogenannte Schwiegermuttergeld (mit Veranlagungsgewinn dann mehr als 780.000 Euro) auf dem liechtensteinischen Konto der Mandarin Group.

Als Zeuge sagt der frühere Meinl-Bank-Vorstand Günter W.. aus. Am Donnerstag ist dann der frühere Meinl-Bank-Chef und Eigentümer der Privatbank, Julius Meinl V. als Zeuge dran; er wird via Skype zugeschaltet.

Bargeld und Blödsinn

Der Banker schilderte, dass Julius Meinl V. (damals noch im Vorstand) ihm Grasser vorgestellt habe, da sei angekündigt worden, dass der Geld einzahlen werde. Tatsächlich habe er ihm, dem Zeugen, einmal 100.000 Euro im Kuvert und einmal 330.000 Euro gebracht habe. Nachgezählt habe er das Geld nicht, aber in seinem Tresor gelagert. Nachgefragt habe er nichts bei Grasser. "Er war eine Erscheinung, damals noch mehr, ich war paralysiert", erklärte der Zeuge vor Gericht.

Er selbst habe dann die 100.000 Euro in vier Tranchen aufs Ferint-Konto eingezahlt. Warum scheibchenweise? Er habe sich damals gedacht, dass das weniger auffalle, wiewohl er gewusst habe, dass es sowieso Prüfungen gibt. Das sei also "ein Blödsinn" von ihm gewesen, so der Banker. Die nächsten 330.000 Euro habe dann der Zeichnungsberechtigte des Ferint-Kontos, Heinrich Sch., eingezahlt, dem habe er das Bargeld übergeben.

Eigentlich war der Banker damals Leiter der Rechnungswesens, ab 2005 sei er dann aber Kundenbetreuer gewesen – aber nur fürs Konto der Ferint. warum? "Es war der Wunsch von Herrn Meinl", so der Zeuge.

Grasser gab schon 2,5 Mio. Euro aus

Grasser sagte am Sonntag in einem Interview mit der "Krone", der Prozess habe ihn schon 2,5 Millionen Euro gekostet, der Verdienstentgang sei noch höher. "Ich musste alles, was ich hatte, verkaufen. Die Wohnung in Wien, die Seeliegenschaft am Wörthersee", so Grasser, der erneut seine Unschuld beteuerte. Er habe alles, was er sich aufgebaut habe, liquidieren müssen, um diese Kosten und seine Lebensführung bezahlen zu können. Bei einem Freispruch stehe ihm lediglich ein Pauschalkostenersatz von 5000 Euro zu.

Renate Graber berichtet live seit 9.30 Uhr (gra, APA, 18.12.2019)

Meinl-Banker war von Grassers Erscheinung paralysiert