Forum+ zu Sprache: Wie Bilder von Covid-19 erzählen
Wenn es weniger um den "Inhalt" einer Botschaft geht
Alexandra Lenz
15. April 2020, 09:47
Eigentlich sollte man den Inhalt des Gesagten beurteilen, egal wie der rüberkommt. Man muss lernen die Verpackung auszublenden, egal wie schön sie ist. Die sprachliche Verpackungsindustrie die heutzutage entstanden ist dient doch nur dazu Inhalte zu verschleiern oder Unwissenheit zuzudecken und möglichst viele Menschen darauf hineinzufallen lassen. Das geht so weit das verpackte faktenlose Inhalte als Fakten verstanden werden.
Vor wenigen Wochen habe ich mit Ihnen darüber diskutiert, inwiefern Sprache wie ein Händedruck wirken kann. Einige User haben interessante Reaktionen verfasst und ich möchte auf die von User „Toxo Logic“ näher eingehen:
Die bloße Informationsübermittlung ist nur eine Funktion von Kommunikation. Wie gerade die Diskussion um Grußformeln zeigt, steht nicht selten eine ganz andere Funktion im Vordergrund, die sogenannte „phatische“ Funktion, die auf das Aufrechterhalten sozialen Beziehungen abzielt. Was sollte etwa der Inhalt von „Hallo“ sein? Grußformeln zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie keine Sachinformationen beinhalten, sondern soziale Regeln erfüllen. Natürlich kann die Wahl einer bestimmten Grußformel zusätzlich auch eine expressive Funktion der Selbstdarstellung übernehmen, nämlich dann, wenn der Grüßende sich bewusst einer weniger neutralen Grußformel bedient, um damit auch direkt oder indirekt ein Statement abzugeben.
Die Diskussion im Forum liefert hier sehr schöne Beispiele, wie bestimmte sprachliche Ausdrucksformen (und nicht ihr Inhalt!) bewertet werden. Wenn etwa „Guten Tag“ als „hilflos“ wahrgenommen wird, „tschüss“ per se „hässlich“ bzw. ein „geflötetes tschühüüss“ gar „richtig widerlich“ daherkommt, für manchen „Grüß Gott“ zu „klerikal“ ist, dann wird deutlich, wie stark emotional aufgeladen selbst (fast) inhaltsfreie Grußformeln sein können und welche Wirkung sie auf die Gegrüßten ausüben.