Wien – Auch am 142. Verhandlungstag zur Korruptionscausa rund um die Privatisierung der Bundeswohnungsgesellschaften (eine davon war die Buwog) waren die Vorgänge von Frühling 2004 Thema. Damals näherte sich das Verfahren seinem Ende bzw. dem Zuschlag – und es waren noch zwei Bieter im Rennen: CA Immo und das Österreich-Konsortium rund um die Immofinanz. In der ersten Runde der Endrunde lag die CA Immo vorn, in der finalen Endrunde, die danach überraschenderweise noch eingezogen wurde, hatte dann das Konsortium die Nase vorn: Es hatte um den Hauch von rund einer Million Euro mehr als die CA Immo geboten.

Befragt wurden am Mittwoch zwei damalige Mitarbeiter der Immofinanz bzw. Constantia Privatbank. Eine der Kernfragen ist jene nach der Finanzierungszusage der Bank Austria: Wusste "halb Wien", dass die CA Immo rund 960 Mio. zur Verfügung hatte?, wie das etwa Zeuge und Immofinanz-Sanierer Eduard Zehetner ausgesagt hat.

Zeuge widerspricht Ex-Immofinanzchef Zehetner

Zehetner berief sich dabei allerdings nicht auf eigene Wahrnehmung, sondern größtenteils auf Darstellungen und Erzählungen anderer. Etwa auf Immofinanz-Mitarbeiter H. – der sagte am Donnerstagvormittag als Zeuge aus. Und H. bestritt, dass er Zehetner irgendetwas in diese Richtung gesagt hätte. Er sei, als er von Ermittlern darauf angesprochen worden war, auch gleich zu Zehetner gelaufen und habe ihn gefragt, warum er ihn ins Spiel gebracht habe, so der Zeuge sinngemäß. Der habe sich entschuldigt bei ihm, da habe er sich wohl falsch erinnert. Der Zeuge bedauerte sinngemäß, dass ihm das bis heute nachhänge, dass er "deswegen mehr als zehn Jahre später hier im Saal" sein müsse.

Zeuge fand "komische Rechnungen"

Der zweite Zeuge am 142. Verhandlungstag, ebenfalls ein Immofinanz-Mitarbeiter, sagte aus, sein Vorgesetzter, der Angeklagte T., habe beim Verkauf der Bundeswohnungen (Buwog und andere) gesagt, dass der Zuschlag ans Konsortium "kein Zufall war". Dieses Gefühl habe sich bei ihm selbst verstärkt, als er auf "komische Rechnungen" einer zypriotischen Gesellschaft gestoßen war. Die hätten ihn stutzig gemacht, weswegen er bei Christian T. nachgefragt habe. Der habe ihm zu verstehen gegeben, dass es wohl einen Zusammenhang mit der Buwog gebe und dass es besser sei, das auf sich beruhen zu lassen. (gra, APA, 18.6.2020)

Causa Buwog: Zeuge fand "komische Rechnungen"