Wien – In der Verhandlung zur Korruptionscausa Buwog gegen Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser, die Exlobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger und andere geht es derzeit um das Angebot, das die CA Immo im Rennen um die Bundeswohnbaugesellschaften gemacht hat. Die Transaktion liegt geradezu auf dem Seziertisch, Richterin Marion Hohenecker lässt die Zeugen die Vorgänge im Frühjahr 2004 penibel schildern. Alles dreht sich um die Frage, ob das Anbot der CA Immo, die in der ersten Runde die Nase vorn hatte und in der überraschend einberufenen zweiten Runde um rund eine Million Euro verlor, bekannt geworden sein könnte. Am Montag sagten dazu die zwei damaligen Vorstandsmitglieder der Immobiliengesellschaft aus, Wolfhard F. und Gerhard E.

Viel Zeit nahm die Befragung von F. zum Thema ein, wie der von der CA Immo angebotene Kaufpreis ermittelt worden war. Es habe keinen Höchstpreis gegeben, den die die Transaktion finanzierende Bank Austria (BA) vorgegeben hätte, erläuterte der ehemalige CA-Immo-Finanzvorstand F. Man habe die einzelnen Wohnbaugesellschaften bewertet und dann mit den Transaktionskosten zusammengerechnet.

Und: Nach der ersten Bieterrunde habe man erfahren, dass die CA Immo noch vorn liege. Woher er diese Information gehabt habe, daran konnte er sich im Großen Schwurgerichtssaal nicht mehr erinnern: "Ihr liegts vorne, das wurde irgendwo erzählt: Ihr liegts vorne", sagte er aus. Als er dann erfuhr, dass es nach dem "final offer" (der ersten Runde, Anm.) ein "last and final offer" geben werde, habe es ihn vor Ärger "fast in der Luft zerrissen", so der Exmanager, der die CA Immo 2012 verlassen hat. Ihm gegenüber habe man die zweite Runde so erklärt, dass manches in den ersten Angeboten nicht vergleichbar gewesen sei.

Große Enttäuschung

Dass bekannt gewesen sei, was die CA Immo in der zweiten Runde bieten werde (rund 960 Millionen Euro), bestritt Zeuge F. Manche Zeugen und Angeklagte sagen ja, das habe "halb Wien gewusst". In der zweiten Runde, die das Finanzministerium eingezogen hat, hatte dann das Österreich-Konsortium mit rund einer Million Euro das Rennen um Buwog und Co gemacht. Bei der CA Immo ist man nach der ersten Runde recht sicher gewesen, dass man weit voran lag, dass man das erste Angebot "nicht signifikant" erhöhen müsse. Es sei dann schon "eine große Enttäuschung" gewesen, als bekannt wurde, dass das Konsortium gewonnen hatte, das sagte der zweite Zeuge des Montags.

Dass die Sache gelaufen war, hat F. übrigens schon am Tag vor der Entscheidung des Landes Kärnten über das Vorkaufsrecht und damit am Tag jenes Ministerrats erfahren, in dem der Zuschlag an das Konsortium beschlossen wurde. Bei einem Abendevent bei Raiffeisen, erinnerte sich Exmanager F.

Gott im Aufsichtsrat

Am Nachmittag sagte schließlich Zeuge J. aus, ein Exfinanzierungsexperte aus der Creditanstalt. Auf die Frage der Richterin, ob es von der Bank Austria ein Limit bei der Finanzierung gab, wusste der Zeuge keine Antwort. Er selbst habe nicht in Erinnerung, dass es eine betragliche Obergrenze gegeben hätte. Er habe aber von 960 Millionen gehört, die der Maximalwert seien. Was die Beschlüsse des Aufsichtsrats betreffe, habe er dem Aufsichtsratschef geglaubt, "der war unser Gott". Der Zeuge sagt so: "Wir wollten keinesfalls mehr bieten, als es (die Wohnbaugesellschaften) wert ist."

DER STANDARD berichtete live. (gra, 22.6.2020)

Causa Buwog: Zeuge über Insiderinformationen und Götter im Aufsichtsrat