"Viele Christlich-Soziale erzählen mir, dass sie die rechte Politik der ÖVP nicht mehr mittragen können und deshalb Neos wählen werden", sagt Christoph Wiederkehr, Spitzenkandidat der Pinken in Wien. DER STANDARD lädt im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahlen am 11. Oktober alle Spitzenkandidaten der im Gemeinderat vertretenen Parteien in den Chat ein. "Ich finde es erschreckend, dass ÖVP und FPÖ in Wien kaum mehr zu unterscheiden sind", so Wiederkehr, der den Chatreigen am Dienstag eröffnete. Die Neos seien für all jene Bürgerlichen, "die eine menschliche und weltoffene Politik wollen", die einzig wählbare Partei.

Bildung und Kontrolle

Besonders wert legt Wiederkehr, der als erstes Mal als Spitzenkandidat ins Rennen geht, auf das Thema Bildung. Hier ist er um Abgrenzung zu den Grünen bemüht: "Die Grünen haben hier in den letzten zehn Jahren nichts verbessern können." Außerdem seien die Grünen "von Aufdeckern zu Zudeckern" geworden: "Bei Missständen und Freunderlwirtschaft in der Stadt schauen die Grünen weg. Wir sind die einzige echte Kontrollkraft."

Neben dem Thema Bildung nennt der Neos-Spitzenkandidat die Abschaffung "sinnloser Versorgungsposten" als Bedingung für eine etwaige Koalition nach der Wahl: "Wir sind mit Sicherheit nicht der bequemste Koalitionspartner, denn wir geben unsere Werte nicht an der Garderobe des Bürgermeisters ab." Dass er mit der SPÖ koalieren möchte, hat Wiederkehr bereits in mehreren Interviews angekündigt.

Auch zum Wahlkampfthema Gemeindebau wurde Wiederkehr befragt. Er sprach sich für ein Einkommensmonitoring aus: "Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit sollen diejenigen Personen, die ausreichend verdienen, auch einen marktüblichen Preis im Gemeindebau bezahlen." Die zusätzlichen Einnahmen könnten dann in den Wohnbau investiert werden.

Vor Pink wählte Wiederkehr die Grünen

Ein User wollte von Wiederkehr wissen, wer sein favorisierter Fußballklub sei, Austria oder Rapid. Die Antwort kam prompt: "Rapid." Auch sonst hat der Neos-Spitzenkandidat Verbindungen zur Farbe Grün. Auf die Frage, für wen er stimmen würde, gäbe es die Pinken nicht, sagte er: "Ich bin froh, dass es Neos gibt und ich damit nach meiner vollen Überzeugung wählen kann. Vor der Gründung von Neos habe ich mit Bauchweh meist die Grünen gewählt.". (rwh, 8.9.2020)

Weitere Termine:

Heinz-Christian Strache (Team HC): 14. September, 12 Uhr

Dominik Nepp (FPÖ): 15. September, 12 Uhr

Michael Ludwig (SPÖ): 21. September, 12 Uhr

Birgit Hebein (Grüne): 28. September, 12:30 Uhr

Gernot Blümel (ÖVP): Termin noch offen

Christoph Wiederkehr: "Wir sind mit Sicherheit nicht der bequemste Koalitionspartner"