Im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts wurde am Freitag der Prozess gegen die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer in der "Causa Bierwirt" fortgesetzt. Es wurde ein Urteil erwartet, doch gegen Mittag wurde der Prozess vertagt.

Der Privatankläger, der Bierwirt, zog nämlich plötzlich ein neues Beweismittel aus der Hosentasche. Er zeigte dem Gericht einen handgeschriebenen Zettel mit dem Geständnis eines Bekannten, der angeblich die obszöne Nachricht an Maurer geschrieben haben will. Dieser soll Willi heißen. Nähere Angaben wie einen Nachnamen konnte der Bierwirt nicht machen. Deshalb wurde der Prozess erneut vertagt.

Der Freund, der auch Kunde in dem Lokal ist, gab laut dem Zettel den "Blödsinn" zu. "Waren alle angetrunken damals", schrieb der Mann, der das Geständnis in den Briefkasten des Bierlokals geschmissen haben soll. Binnen einer Woche muss nun vom Kläger der Name und eine ladungsfähige Adresse des Zeugen ermittelt werden, verlangte Richter Herwig Handsur. Vertagt wurde deshalb auf unbestimmte Zeit.

Worum geht es überhaupt? Im Mai 2018 machte Maurer auf Twitter eine private Facebook-Nachricht mit sehr obszönem Inhalt öffentlich, die sie vom Account eines Josefstädter Bierwirts bekommen hatte. Weil Maurer die Identität des Wirts öffentlich machte, klagte er sie. Er behauptet zudem, die Botschaften nicht selbst abgesetzt zu haben. Andere hätten Zugang zu seinem Computer gehabt.

Im ersten Prozess gab es einen Schuldspruch gegen Maurer. Das Urteil vom Oktober 2018 wurde nur wenige Monate später aber vom Wiener Oberlandesgericht für nichtig erklärt. Auch weil der Privatankläger "nicht schlüssig" darstellen konnte, "dass konkret eine andere Person die Nachrichten geschrieben und verschickt hat".

Der erste Verhandlungstag im neuen Prozess am 16. September 2019 war von Zeugenschwund geprägt, weil einigen Auskunftspersonen die Ladung zu spät zugestellt worden war. Maurer plädierte auch damals auf nicht schuldig – auch der Bierwirt beteuerte weiterhin seine Unschuld. (red, APA)

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