Panorama Wien

Ludwig sondiert mit ÖVP, Grünen und Neos, Koalition soll im November stehen

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Wiens Bürgermeister sieht inhaltliche Schnittmengen mit allen drei Parteien und erwartet sich "spannende Verhandlungen" – Blümel erkennt in Ergebnis Auftrag für mehr bürgerliche Politik


Wien hat gewählt, am Dienstag kurz vor Mitternacht wurde das vorläufige Endergebnis inklusive Briefwahlstimmen veröffentlicht. Demnach kommt die SPÖ auf 41,62 Prozent, die ÖVP auf 20,43, die Grünen auf 14,80, die Neos auf 7,47, die FPÖ auf 7,11, Strache auf 3,27, Links auf 2,06, die Bierpartei auf 1,8, SÖZ auf 1,2 Prozent.

Die ÖVP kommt also doch über 20 Prozent, die Neos landen knapp vor der FPÖ auf dem vierten Platz, die Grünen erreichen in Wien das beste Ergebnis ihrer Parteigeschichte, und das Team Strache verfehlt den Sprung über die Fünfprozenthürde deutlich.

In Mandaten bedeutet das für die SPÖ 46, für die ÖVP 22, für die Grünen 16, für die FPÖ und die Neos je acht Sitze im Rathaus. Strache, Links, Bier und SÖZ werden nicht im Gemeinderat vertreten sein.

Ludwigs SPÖ sondiert kommende Woche mit drei Parteien

Bürgermeister Michael Ludwig sagte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass die SPÖ kommende Woche mit ÖVP, Grünen und Neos wegen einer möglichen Zusammenarbeit sondieren werde. Mit allen drei Parteien gebe es inhaltliche Schnittmengen, das "macht ja die Verhandlungen so spannend". Bei den Grünen ortet Ludwig Gemeinsamkeiten in der Umweltpolitik, mit der ÖVP gebe es wirtschaftspolitische Parallelen, und mit den Neos treffe man sich in Bildungsfragen. Eine rot-türkise, rot-grüne oder rot-pinke Koalition soll spätestens Ende November stehen, meinte Ludwig.

Sein Vorgänger Michael Häupl hatte im Ö1-"Morgenjournal" eher skeptische Einschätzungen zu einer rot-pinken Koalition parat. Zwar hätten die Neos politische Meriten in Bildungsfragen, doch mit deren "neoliberaler" Wirtschaftsideologie gebe es bei der SPÖ keine Überschneidungen. Noch weniger kann Häupl einer Koalition mit der türkisen ÖVP abgewinnen. Das sei eine "neoliberale Truppe, die noch dazu von einem Sozialistenfresser geleitet wird".

ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel jubelte am Mittwoch über das Endergebnis, zumal seine Partei nun doch (knapp) über 20 Prozent erreicht hat. "Es ist eingetreten, was wir niemals zu hoffen gewagt haben, wir haben 2020 tatsächlich über 20 Prozent erreicht! Die ÖVP Wien ist nicht nur wieder da, sondern wir haben das beste Ergebnis seit 33 Jahren erreicht!" Blümel hält das für einen "historischen Sieg für die ÖVP Wien" und einen "klaren Auftrag für mehr bürgerliche Politik in Wien". (red, 14.10.2020)

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