Wien – Am 167. Tag des Buwog-Prozesses kamen letztmalig die Verteidiger der Angeklagten zu Wort. Zunächst hielten Karl-Heinz Grassers Anwälte, Manfred Ainedter und Norbert Wess, ihre Plädoyers, danach die anderen Verteidiger. Ainedter betonte die Unschuld seines Mandanten, schon die Anklage gegen ihn sei "auf tönernen Füßen" gestanden. In dem "epochalen Verfahren" habe sich nicht ein Fitzelchen eines Indizes dafür gefunden, dass die hier zur Rede stehenden Konten oder Gesellschaften Grasser gehört hätten.

Es habe sich um eine "juristische Vendetta", also einen Rachefeldzug gegen seinen Mandanten gedreht mit einer nie da gewesenen medialen Vorverurteilung. Er bat den Richtersenat demgemäß um einen Freispruch, der auch nicht "im Zweifel" erfolgen könne, denn an den Vorwürfen sei "nichts dran". An die WKStA, die der Verteidigung in ihrem Plädoyer Verschleierung vorwarf, gerichtet wiederholte er, dass diese gegen das Objektivitätsgebot verstoßen habe und selbst verschleiert habe.

Wess zeigte Foto von Belastungzeugen bei Aussage

Wess schlug auch in diese Kerbe, als er in seinem Plädoyer sagte, man betreibe hier Strafverteidigung und werfe keine Nebelgranaten, die tollen Anwälte, die hier säßen, müssten sich solche Zuschreibungen "nicht sagen lassen". Zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten meinte er, schon der Vorwurf des Tatplans sei "absurd", die Belastungszeugen völlig unglaubwürdig. Zur Untermauerung zeigte der Verteidiger Fotos von Michael Ramprecht bei dessen Zeugenaussage, der in Bezug auf sein Benehmen sogar ermahnt worden sei.

Grasser habe weder ein Geheimnis verraten, noch habe er Geld bekommen, noch sei ihm Konto 400.815 zuzurechnen, so Wess. Besonders emotional wurde er, als es ums Faktum Terminal Tower ging. "Es kommen mir die Tränen", sagte er, er könne die Angeklagten, die da seit Jahren wegen Beihilfe zur Untreue von 200.000 Euro verfolgt würden, gar nicht anschauen. Deren Existenzen seien zerstört, meinte er sinngemäß und hörbar ergriffen. Und die WKStA sei im Schlussplädoyer fast gar nicht auf sie eingegangen, habe nur gemeint, "sie sind zu verurteilen".

"So kann man nicht anklagen, so kann man nicht verurteilen", sagte er nach rund zwei Stunden Plädierens. Für Berufs- und Laienrichter fand er lobende Worte, Letztere seien hier "heroisch" gewesen.

Notfalls Diversion

Am Nachmittag folgten die Plädoyers der übrigen Verteidiger, sie alle haben die Unschuld ihrer Mandanten betont, die WKStA wurde von etlichen Anwälten kritisiert, sie habe nicht objektiv gearbeitet. Zwei der "Linzer Angeklagten" (Terminal Tower) zeigten sich bereit, "Verantwortung" zu übernehmen, sollten sie Fehler gemacht haben. Ihre Anwälte baten um eine etwaige Diversion für ihre Mandanten.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer von Lügen und Verschleierung gesprochen, in dieselbe Kerbe schlug der Anwalt der CA Immo, die das Rennen um die Bundeswohnungsgesellschaften wegen rund einer Million Euro (bei 961 Millionen Euro Kaufpreis) verloren hatte. Er zeigte noch einmal die Geldflüsse auf, um die es im Korruptionsprozess geht, und rechnet das Konto Karin Ernst Plech und das Konto 400.815 Grasser zu. Die komplexen Zahlungsströme hätten nur der Verschleierung gedient, Grasser habe die Zahl 960 (Millionen Euro) verraten. Die Staatsanwaltschaft hatte zusammengefasst, "die vier Freunde" (Grasser, Walter Meischberger, Peter Hochegger und Ernst Plech) hätten kassiert. (gra)

Ainedter sieht Vendetta gegen Grasser, Wess "kommen die Tränen"