Der US-Präsident verteidigte den US-Abzug am Montagabend: "Amerikaner werden und sollen nicht in einem Krieg sterben, den afghanische Truppen nicht führen wollen"
Das Wichtigste in Kürze:
- Nach einem beispiellosen Vormarsch der Taliban ist die afghanische Hauptstadt Kabul am Sonntag gefallen. Die Taliban bemühten sich am Montag, den Eindruck einer friedlichen Atmosphäre in Afghanistan zu erwecken.
- US-Präsident Joe Biden hat den Abzug der amerikanischen Truppen am Montagabend verteidigt. Es habe "nie einen guten Zeitpunkt" dafür gegeben. Die USA hätten den afghanischen Truppen "alle Werkzeuge gegeben, die sie brauchen", ein Jahr länger würde keinen Unterschied machen. "Amerikaner werden und sollen nicht in einem Krieg sterben, den afghanische Truppen nicht führen wollen", sagte Biden. Er wolle "diese Entscheidung nicht an einen weiteren Präsidenten übergeben". Das afghanische Volk soll aber weiterhin unterstützt werden.
- Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete am Montag die vergangenen Tage in Afghanistan als "furchtbare Entwicklung". Zuvor gab bereits Außenminister Heiko Maas (SPD) zu, das Tempo des Taliban-Vormarschs unterschätzt zu haben.
- Auf dem Kabuler Flughafen, den aktuell noch US-Soldaten sichern, kam es zu chaotischen Szenen, mindestens sieben Todesopfer sind zu beklagen. Am Montagnachmittag setzte die US-Luftwaffe die Flüge vorerst aus, weil noch immer Menschen das Flugfeld besetzt halten.
- Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) brachte am Montag Abschiebezentren in Afghanistans Nachbarstaaten ins Spiel. Er erntete dafür Kritik. Indes forderte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Schutzsuchende in Österreich aufzunehmen.
- Das Außenministerium in Wien bemüht sich zur Stunde um jene 15 Österreicherinnen und Österreicher, die sich aktuell noch in Afghanistan befinden. Sie sollen mit Flugzeugen von EU-Partnerländern in Sicherheit gebracht werden.
- Am Dienstag wird der EU-Außenministerrat zum Thema Afghanistan tagen.
- Auch das Schicksal der tausenden afghanischen Hilfskräfte beschäftigt die Hauptstädte Europas, vor allem Berlin. (red, 16.8.2021)
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