Nur noch drei Tage bis zur Wahl in Deutschland: Die Ära Angela Merkel geht zu Ende – wer sie als Bundeskanzlerin beerben wird, sollen rund 60 Millionen Wahlberechtigte bei der Bundestagswahl am Sonntag entscheiden. Eine Entscheidungshilfe könnte die letzte TV-Debatte zwischen den Spitzenkandidaten der großen Parteien gewesen sein, die am Donnerstagabend im deutschen ZDF und ARD live ausgestrahlt wurde.

Erstes Thema war der mutmaßliche Mord eines Maskenverweigerers: Während Scholz und Laschet sich darüber stritten, wer für das Scheitern der Regierung in dieser Frage verantwortlich sei, forderte Baerbock beim Waffenrecht nachzuschärfen. Alice Weidel von der AfD weigerte sich, sich von Querdenkern zu distanzieren, erklärte aber auf Nachfrage, dass natürlich Gewaltfreiheit gelte. Weidels Ansicht nach würden "Ungeimpfte als Sozialschädlinge" stigmatisiert. Das dürfe nicht geschehen.

Es war aber die Koalitionsfrage doch wieder jenes Thema, das die Debatte bestimmte. CDU- und Unionskandidat Armin Laschet warnte, sekundiert diesmal von CSU-Chef Markus Söder und FDP-Kandidat Christian Lindner vor der rot-grün-roten Gefahr, die Deutschland im Fall einer linken Mehrheit im Bundestag drohe. SPD-Kandidat Olaf Scholz lieferte seinen schon bekannten Spagat: Jene Wählerinnen und Wähler nicht zu vergraulen, die sich eine solche linke Regierung wünschen, und zugleich eine Koalition mit der Linkspartei unwahrscheinlich erschienen zu lassen. Grünen Chefin-Annalena Baerbock tat es ihm gleich. Und Linken-Chefin Janine Wissler warb eben doch mit einer möglichen Koalition um Stimmen.

Überschneidungen zeigten sich in der Diskussionsrunde zuvor aber doch vor allem zwischen den beiden ideologischen Lagern. Die beiden Vertreter der Union warnten mehrfach vor steigenden Steuern, die mit einem möglichen Kanzler Olaf Scholz drohen könnten. Dieser selbst versuchte den Eindruck zu entkräften, ließ sich aber zugleich den Weg zu mehr staatlichen Investitionen offen, um das Land aus der Corona-Krise zu navigieren. Deutlich für mehr staatliches Geld argumentierte hingegen Baerbock. Jetzt nicht zu investieren gefährde die Zukunft, "das Land bröckelt", so das von ihr gewählte Bild. So könne es daher nicht weitergehen. Zudem biete eine verantwortungsvolle Klimapolitik die Chance, in Europa noch Platz eins bei der Umstellung auf eine grüne und nachhaltige Wirtschaft zu schaffen. Die Union und die SPD hätten gezeigt, dass es mit ihnen in dieser Frage nur Stillstand gebe. Daher brauche es nun starke Grüne, lautete ihr Argument. (red, 23.9.2021)

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