In einer für Europa entscheidenden Richtungswahl ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für eine zweite Amtszeit gewählt worden. Offizielle Hochrechnungen und Auszählungsergebnisse sahen Macron deutlich in Führung, das Institut Ipsos rechnete mit etwa 58,8 Prozent für Macron und 41,2 Prozent für Marine Le Pen. Die rechtextreme Kandidatin hat bereits kurz nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnung ihre Niederlage eingestanden.

Beide hatten sich in der ersten Runde vor zwei Wochen für die Stichwahl qualifiziert: Macron (27,9 Prozent) lag dabei deutlich vor Le Pen (23,1). Er ging auch heute als Favorit in die Stichwahl. Schon vor fünf Jahren hatte sich eine deutliche Mehrheit (66,1 Prozent) hinter den liberalen Proeuropäer Macron gestellt und verhinderte so den Einzug der extrem rechten EU-Skeptikerin in den Élysée-Palast.

Ukraine und Inflation im Zentrum

Der Wahlkampf hatte zuletzt ordentlich Fahrt aufgenommen, denn es galt, um die Stimmen der im ersten Durchgang ausgeschiedenen Kandidaten zu werben: Macron, der denkbar spät in den Wahlkampf eingestiegen war, vervielfachte nach dem ersten Durchgang seine Auftritte in verschiedenen Regionen des Landes. Auch wenn die Ukraine-Krise ihm dabei half, medienwirksam als Staatsmann aufzutreten, kreiden viele dem 44-Jährigen an, überheblich gegenüber sozial Schwächeren zu sein.

Le Pen hat dagegen früh die schwindende Kaufkraft aufgegriffen, die angesichts einer hohen Inflation für viele Französinnen und Franzosen ein beherrschendes Thema ist. Die langjährige Sympathisantin von Russlands Präsident Wladimir Putin ist sonst vor allem als Einwanderungsgegnerin und für islamfeindliche Aussagen bekannt. Nach ihrer krachenden Niederlage gegen Macron 2017 verpasste sie ihrer Partei – dem noch von ihrem Vater gegründeten Front National – einen neuen Namen und gibt sich mit diesem Rassemblement National inzwischen weniger radikal.

Beide haben versucht, die Stimmen der linken Kandidaten für sich zu gewinnen: Macron, dessen Wähler sich laut Umfragen mehrheitlich als rechts bezeichnen, versuchte sich beim Thema Ökologie auf Linie mit Linke-Kandidat Jean-Luc Mélenchon zu zeigen und als Kandidat einer progressiven Allianz gegen die extreme Rechte zu positionieren. Le Pen versuchte dagegen, sich all jenen Franzosen, die noch zögerten, als Kandidatin der Veränderung zu verkaufen – vergeblich. (red, 24.4.2022)

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