Bei den Parlamentswahlen in Italien zeichnet sich Hochrechnungen und ersten Teilergebnissen zufolge ein klarer Wahlsieg des Rechtsbündnisses ab, es dürfte auf 43 bis 44 Prozent der Stimmen kommen. Dieser Prozentsatz genügt, um nach dem Wahlsystem die Mehrheit der Stimmen in der Abgeordnetenkammer und im Senat zu erobern.

Giorgia Melonis postfaschistische Fratelli d'Italia (FdI) dürfte mit 26 Prozent der Stimmen klar stärkste Einzelpartei werden. Für die einstige Kleinpartei, die bei der Parlamentswahl 2018 noch 4,4 Prozent erreicht hatte, ist es ein Erdrutschsieg. Die 45-jährige Meloni wird wohl zur ersten Frau an der Spitze einer italienischen Regierung aufrücken – und zur ersten Rechtsextremen an der Macht seit Benito Mussolini.

Der sozialdemokratische Partito Democratico (PD) dürfte rund 19,1 Prozent der Stimmen bekommen. Parteichef Enrico Letta kündigte am Montag seinen Rückzug von der Parteispitze an. Auf Platz drei sollte es die Fünf-Sterne-Bewegung mit 15,4 Prozent der Stimmen schaffen. Die mit Meloni verbündete Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini stürzte um etwa zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Ergebnis 2018 ab und muss sich mit etwa 8,8 Prozent der Stimmen begnügen, die Forza Italia mit nur 8,1 Prozent. 2018 hatte Silvio Berlusconis Partei noch 14,7 Prozent erreicht.

Zentrumspartei überrascht

Als Überraschung erwies sich die gute Leistung der Zentrumspartei Azione von Ex-Industrieminister Carlo Calenda im Bündnis mit der Mitte-Links-Partei Italia Viva von Ex-Premier Matteo Renzi, die rund acht Prozent der Stimmen erobern könnte, was deutlich über den Erwartungen der Meinungsforschungsinstitute vor den Wahlen liegt.

Die Beteiligung an der Parlamentswahlen erreichte einen historischen Tiefstand, nur 64 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab – etwa zehn Prozentpunkte weniger im Vergleich zu den letzten Parlamentswahlen im März 2018.

Meloni will regieren

Meloni sah noch in der Nacht den Regierungsauftrag beim rechten Lager unter Führung ihrer Partei. Auf Grundlage der ersten Hochrechnungen lasse sich sagen, dass die Italiener an den Wahlurnen ein klares Zeichen gesendet hätten, sagte Meloni Dienstagfrüh in Rom. Die Sozialdemokraten gestanden ihre Niederlage ein, sie wollen in die Opposition gehen, wie Debora Serracchiani, die Fraktionschefin des Partito Democratico (PD) im Abgeordnetenhaus, sagte. Rechtsparteien in ganz Europa feierten den Wahlsieg der Postfaschistin und gratulierten Meloni.

DER STANDARD tickert den Tag nach der Wahl live, mit den neuesten (Teil-)Ergebnissen sowie nationalen und internationalen Reaktionen auf die Italien-Wahl. (APA, red, 26.9.2022)

Liveticker-Nachlese: Rechtsbündnis gewinnt Wahl in Italien, PD-Chef Letta kündigt Rückzug an