Washington – Auch einen Tag nach den Zwischenwahlen in den USA ist weiter offen, welche Partei künftig die Mehrheit im Kongress haben wird. 435 Abgeordnete im Repräsentantenhaus, 35 Senatoren und 36 Gouverneure der Bundesstaaten wurden am Dienstag (Ortszeit) neu gewählt.

In der Regel verliert die Partei, die den Präsidenten stellt, bei Zwischenwahlen Parlamentssitze: Es wurde also eine Niederlage der Demokraten erwartet, die derzeit unter der hohen Inflation und Präsident Joe Bidens schlechten Umfragewerten leiden. Doch die "red wave" – die rote, republikanische Welle – scheint nur eine Miniwelle zu sein. Jedenfalls scheint sie nicht so stark über die Vereinigten Staaten hinwegzurollen, wie etliche Experten es zuletzt prophezeit hatten.

In Florida lagen die Republikaner zwar zunächst dank Ron DeSantis weit über den Vorhersagen, überall sonst sahen die bisherigen Resultate für die Demokraten aber nicht so schlecht wie befürchtet aus. In Pennsylvania konnten die Demokraten einen Senatssitz dazugewinnen.

Erfolge auf beiden Seiten

In Virginia verteidigte Abigail Spanberger, eine Demokratin der politischen Mitte, ihren Sitz im Repräsentantenhaus. Der Ausgang des Rennens im Speckgürtel der Hauptstadt Washington sollte – relativ früh in der Wahlnacht – Auskunft darüber geben, ob es tatsächlich einen republikanischen Durchmarsch geben würde. In New Hampshire bleibt die demokratische Amtsinhaberin Maggie Hassan US-Senatorin. Das Duell mit dem Republikaner Don Bolduc entschied sie klarer für sich, als es die Umfragen erwarten ließen.

Im Senatsrennen von Wisconsin konnte sich der Republikaner Ron Johnson gegen den demokratischen Bewerber Mandela Barnes behaupten. In Georgia wird das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Raphael Warnock und Herschel Walker im Senat am 6. Dezember in eine neue Runde gehen. Eine Stichwahl scheint fix. Auch dort hatten die Konservativen davon geträumt, dass ihr Bewerber mit einem Triumph die Weichen für eine demnächst republikanisch dominierte Senatskammer stellen würde.

Auf der Habenseite der Konservativen steht der Triumph von J.D. Vance in Ohio. Bei den Gouverneurswahlen konnte sich wie erwartet in Florida der Republikaner Ron DeSantis durchsetzen, in Georgia sein Parteifreund Brian Kemp, in Texas gewann der von Trump unterstützte Republikaner Greg Abbott.

In zwei Bundesstaaten an der Ostküste gelang es den Demokraten, die Gouverneursämter von den Republikanern zurückzuerobern. In Massachusetts setzte sich die Generalstaatsanwältin Maura Healey durch, in Maryland der Autor Wes Moore. In Pennsylvania konnte sich der Demokrat Josh Shapiro gegen den Republikaner und glühenden Trump-Anhänger Doug Mastriano durchsetzen.

Langes Auszählen möglich

Die Wahllokale in den meistumkämpften Bundesstaaten sind seit 20 bzw. 22 Uhr Ostküstenzeit, also 2 bzw. 4 Uhr MEZ, geschlossen. Auch am Tag nach der Wahl werden mit laufender Auszählung aktualisierte Zwischenergebnisse bekanntgegeben.

Vor allem bei den knappen Senatsrennen könnte sich die Auszählung der Stimmen aber über Tage ziehen, weil Briefwahlstimmen noch Tage nach der Wahl eintreffen können, solange sie am Wahltag eingeworfen worden sind. Wenn etwa in Georgia kein Kandidat eine absolute Mehrheit erreicht, kommt es zur Stichwahl. Dort ist das Rennen zwischen Herschel Walker und Raphael Warnock besonders knapp, eine Stichwahl würde am 6. Dezember stattfinden.

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Ticker-Nachlese: Stichwahl in Georgia um Senat, Rennen um US-Kongress weiter offen