Der Prozess gegen den ehemaligen Grünen-Politiker Christoph Chorherr ist am Freitag mit dessen weiterer Befragung sowie der Verlesung von Zeugenaussagen fortgesetzt worden. Gleich zu Beginn äußerte Richter Michael Tolstiuk nur "geringe Hoffnung", dass noch im Dezember ein Urteil fallen wird. Er hat den Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Straflandesgericht bereits für drei weitere Termine im Jänner reserviert.

Die allermeisten Zeugen sagen in diesem Verfahren nicht persönlich aus, sondern die Richter verlesen die Protokolle ihrer Einvernahmen im Ermittlungsverfahren. Darauf hat sich der Richtersenat mit den Anwältinnen und Anwälten und mit den beiden Vertretern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geeinigt.

Weitere Befragungen nächste Woche

Ein paar Zeuginnen und Zeugen werden aber sehr wohl persönlich befragt, wenngleich auch da Videoeinvernahmen angedacht sind: die frühere Planungsstadträtin und Vizebürgermeisterin der Stadt Wien, Maria Vassilakou, etwa, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger oder der für die Finanzen des "Chorherr-Vereins" S2Arch zuständige Kassier. Sie dürften aber frühestens nächste Woche drankommen. DER STANDARD setzt die Live-Berichterstattung daher nächste Woche fort.

Die WKStA wirft dem früheren Grünen-Politiker Christoph Chorherr Amtsmissbrauch und Bestechlichkeit vor. Neun weitere Angeklagte, die fast alle in der Immobilienbranche tätig sind und zu denen prominente Unternehmer wie Michael Tojner und René Benko zählen, sollen ihn mit Spenden an den in Südafrika engagierten Verein S2Arch bestochen und zum Amtsmissbrauch rund um Widmungen angestiftet haben. Sie alle – und die Vertreter der 21 ebenfalls angeklagten Verbände – bestreiten die Vorwürfe, und es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Fabian Schmid, 2.12.2022)

"Geringe Hoffnung" auf Urteil im Chorherr-Prozess noch im Dezember