Laut amerikanischen Medienberichten hat ein neuer Abschnitt im Kampf der Musik-Industrie gegen die Online-Tauschbörsen begonnen: So wird im amerikanischen Kongress ein Gesetzentwurf diskutiert, der der Musikindustrie erlauben soll, mit Sabotageakten, Hacker-Methoden und Viren gegen Musiktauschbörsen vorzugehen und dies natürlich straffrei. Selbstjustiz statt Prozessen Die Strategie der Musik-Industrie, um den unzähligen Tauschbörsen im Internet ein möglichst rasches Ende zu bereiten, dürfte sich nun grundlegend ändern. Waren es bislang vor allem normale Gerichtsprozesse gegen die Anbieter, die sich dem großen finanziellen Background der Konzerne biegen mussten, so soll nun Selbstjustiz den "Parasiten" ein Ende bereiten. Zu diesem Zweck sollen Trojaner und Viren in das System eingeschleust werden. Der Gesetzesentwurf von Howard Berman Ein neuer Gesetzesentwurf des Kongress-Abgeordneten Howard Berman bringt frischen Schwung in die Debatte rund um Musik-Tauschbörsen. Berman stellt die Frage mit welchen Methoden den P2P-Börsen überhaupt beizukommen ist. Seit zwei Jahren werden die Konflikte vor Gericht zu lösen versucht, doch außer einigen Firmenpleiten und neuer besserer P2P-Software ist kein befriedigendes Ergebnis erzielt worden, so Berman. Sobald ein Richter ein Urteil gegen eine Tauschbörse gefällt hat, sind bereits fünf neue entstanden. Wird bereits Selbstjustiz geübt? Das immer häufigere Auftreten von verstümmelten MP3-Dateien in diversen Tauschbörsen führte dazu, dass bereits erste Verwürfe zu gezielten Sabotageversuchen der Industrie aufgetaucht sind. Um den Usern den Gebrauch von P2P-Börsen zu vermissen scheint dies zunächst ein adäquates Mittel, aber auch Viren oder gezielte Hack-Attacken halten Insider schon längst nicht mehr für Hirngespinste. Immerhin sind Nutzer dieser Dienste wesentlich ungeschützter als "normale" Surfer, da viele Tauschbörsen-Clients nur ohne Firewall funktionieren. Userflucht nach Virenattacke Experten rechnen ebenso damit, dass eine Tauschbörse die - wenn auch nur kurz - von einem Virus oder Trojaner lahmgelegt würde, schnell ihre User verlieren und damit zusperren könnte. Als möglichen "Warnschuss" interpretieren viele User den im Mai speziell für KaZaA aufgetauchten Virus. Dieser war zwar harmlos könnte aber nur ein Versuchsobjekt gewesen sein. Der gute und der böse Virenschreiber Aus Sicht de Musikindustrie gibt es allerdings noch ein Problem das zwischen der möglichen Selbstjustiz und den Tauschbörsen-Usern steht - das Gesetz. Virenautoren erwarten in den USA bis zu 20 Jahre Haft auch bei Angriffen auf Tauschbörsen und auch Attacken auf einzelne User sind illegal. Erstmals in der Geschichte der US-Legislative wird derzeit durch eine Kommission der United States Sentencing Commission USSC, die Strafmaß-Empfehlungen für alle Gerichte ausspricht, geprüft, ob unterschiedliche Strafen für Hacker-Delikte möglich wären. Nach Angaben von US-Medien soll der Kongressabgeordnete Howard Berman den Plan verfolgen Hack-Attacken von Vertretern der Musikindustrie, sollten diese je ertappt werden, möglichst sanktionlos und straffrei ablaufen zu lassen.(red)