Maranello - Bei Ferrari steht das Ende der Ära Luca di Montezemolo offenbar bevor. Wie die Zeitung Tuttosport berichtete, will der 55-Jährige, der den Konzern 1991 übernommen hat, das Unternehmen nach der Formel-1-Saison, also nach Michael Schumachers WM-Hattrick, verlassen. Montezemolo dementierte nicht.

Ausschlaggebend war offenbar der Verkauf einer 34-prozentigen Beteiligung am Ferrari-Konzern von Hauptaktionär Fiat für rund eine Milliarde Euro an die Mailänder Investmenbank Mediobanca (24 Prozent) und die Commerzbank (zehn Prozent). Zudem sollen Gerüchte über einen baldigen Verkauf von Fiat an General Motors Montezemolo bewogen haben, an eine neue Karriere zu denken. Laut Tuttosport könnte er Boss der neuen Gesellschaft GPWC Holding werden, dem Klub der Automobilkonzerne (Fiat, Renault, Ford, BMW und Mercedes), der eine Gegenserie zur Formel 1 aufbauen will.

Eine Alternative wäre die Nachfolge von Franco Carraros an der Spitze des italienischen Fußballverbands FGIC. Nach dem Debakel der Squadra Azzurra bei der WM wackelt Carraros Sessel. Montezemolo hatte 1990 die WM in Italien organisiert. Sogar eine politische Karriere ist nicht ausgeschlossen. Silvio Berlusconi hatte Montezemolo im Vorjahr einen Ministerposten angeboten. Als sein möglicher Nachfolger an der Ferrari-Spitze gilt der Enkel von Giovanni Agnelli, der 26-jährige John Elkann. (sid, Printausgabe Der Standard, 04.07.2002)