Luxemburg – Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Donnerstag zu seiner auswärtigen Sitzung in Luxemburg zusammengekommen, wird die Leitzinsen aber nach fast einhelliger Einschätzung der Analysten noch nicht erhöhen.

Zwar ist die Inflation in der Euro-Zone seit Monaten höher als von der EZB erwartet und könnte mit der allgemein erwarteten Wirtschaftserholung erneut ansteigen. Aber die jüngsten Kursgewinne des Euro unterstützen die EZB derzeit dabei, die Jahresteuerung gemäß ihres Mandats unter zwei Prozent zu halten.

Aufschwung nur von wenigen Konjunkturdaten belegt

Zudem belegen bisher nur wenige Konjunkturdaten den von vielen Stimmungsindikatoren signalisierten Aufschwung, auch wenn am Donnerstag ein unerwartet deutlicher Anstieg der deutschen Auftragseingänge im Mai die Hoffnungen auf eine Erholung verstärkte. Die Notenbanker werden nach Einschätzung von Experten erst die Zinsschraube anziehen, wenn sie sicher sind, dass das Wachstum Fahrt aufnimmt. Daher werde sie heute den für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgeblichen Schlüsselzins bei 3,25 Prozent belassen.

Die EZB wird den Zinsentscheid gegen 13.45 Uhr bekannt geben. EZB-Chef Wim Duisenberg wird den Beschluss ab 14.30 Uhr vor der Presse in Luxemburg erläutern. Der EZB-Rat tagt zwei Mal im Jahr in einem der Mitgliedsländer der Euro-Zone.

Duisenberg: Konjunktur unsicher

Duisenberg hatte erst am Dienstag vor dem Europäischen Parlament in Straßburg auf die anhaltende Unsicherheit bei den Aussichten für Konjunktur und Inflation in der Euro-Zone hingewiesen. "Wir müssen abwarten und schauen, wie sich die Dinge entwickeln", hatte Duisenberg gesagt und damit in der typischen Sprache der Notenbanker deutlich signalisiert, dass die EZB die Zinsen in dieser Woche noch nicht verändern wird.

Die meisten Analysten rechnen erst im September nach der EZB-Sommerpause mit einer geldpolitischen Lockerung. Bei der jüngsten Reuters-Umfrage hatten alle 21 befragten Geldmarkthändler gesagt, bei der EZB-Ratssitzung in dieser Woche sei nicht mit einer Anhebung des Schlüsselzinses von derzeit 3,25 Prozent zu rechnen. (APA/Reuters)