Nahost
Libanesische Führung weist US-Forderungen zurück
Präsident Lahoud kritisiert vor amerikanischen Senatoren "zionistische Medienherrschaft"
Beirut - Der libanesische Staatspräsident Emile Lahoud
hat die amerikanischen Anschuldigungen gegen die radikale
Schiiten-Organisation Hisbollah neuerlich kategorisch zurückgewiesen.
Bei einer Zusammenkunft mit dem Vorsitzenden des
Geheimdienste-Ausschusses des US-Senats, Bob Graham, erklärte Lahoud
am Mittwochabend in Beirut, der "Befreiungskampf der Völker gegen
Besatzer" könne nicht mit Terrorismus gleichgesetzt werden. Die
Hisbollah, eine im libanesischen Parlament vertretene Partei, habe
keine Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida. Die Hisbollah sei eine Widerstands- und Befreiungsbewegung, die
Israel gezwungen habe, den Südlibanon zu räumen, betonte Lahoud laut
einem Kommunique des Präsidentenpalastes. "Die vom Zionismus
beherrschten
Medien verbreiten bösartige Unterstellungen mit dem Ziel, dem Libanon
und dem nationalen Widerstand zu schaden", erklärte der Staatschef.
In den Nahost-"Ideen" von US-Präsident George W. Bush könne er "wegen
des völligen Fehlens eines unmittelbaren Lösungsansatzes" keinen
"Aktionsplan" erkennen. Lahoud bezeichnete die Lage im Nahen Osten
als überaus explosiv. Es sei ein schwerer Fehler zu glauben, dass
militärische Stärke eine Lösung bringen könnte. Zugleich würdigte
Lahoud die Politik Syriens, die er als "Faktor der Stabilität" im
Libanon bezeichnete.
Lahoud warnte die USA ausdrücklich vor einem Militärschlag gegen
den Irak, den "die arabischen Völker nie akzeptieren würden". Es
treffe nicht zu, dass der Irak eine Gefahr für den Weltfrieden sei.
Am Vortag hatte Graham, demokratischer Senator von Florida, in
Begleitung von zwei anderen US-Senatoren, dem Republikaner Mike
DeWine (Ohio) und dem Demokraten Evan Bayh (Indiana), in Damaskus mit
Syriens Staatschef Bashar Assad Gespräche geführt. Ende Juni hatte
das US-Außenministerium verlauten lassen, dass die USA von Syrien
Informationen über das Terrornetzwerk El Kaida erhalten haben,
wodurch "amerikanische Menschenleben gerettet werden konnten". Syrien
steht nach wie vor auf der US-Liste der "den Terrorismus
unterstützenden Länder".
Am 24. Juni hatte Präsident Bush Syrien aufgefordert, sich "auf
die richtige Seite im Krieg gegen den Terrorismus zu stellen" und
palästinensische "terroristische Organisationen" auszuweisen. Die
syrische Regierung hatte diese Forderung scharf zurückgewiesen und
auch ihre Unterstützung für die pro-iranische Hisbollah bekräftigt.
In der Europäischen Union sollen sich Großbritannien und Deutschland
nach Medienberichten dafür einsetzen, die Hisbollah als
Terrororganisation zu ächten. Frankreich, Schweden und andere
EU-Mitglieder sollen sich dieser Forderung jedoch vehement
widersetzen. (APA)