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Tagebuch der Anne Frank
APA/dpa/Archiv
Amsterdam - Der Verrat an dem jüdischen Mädchen Anne Frank und ihrer Familie 1944 in einem Versteck in Amsterdam wird erneut untersucht. Das niederländische Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) hat dies am Donnerstag angekündigt. Noch vor Ende des Jahres soll ein Bericht vorgelegt werden. Bisher hatte das Institut die Ansicht vertreten, dass niemand des Verrats überführt worden sei. Anlass für die neue Untersuchung seien aber Angaben in zwei Büchern der letzten Jahre, erläuterte Institutssprecher David Barnouw. Das Institut hat im März vorigen Jahres eine neue Ausgabe des Tagebuchs der Anne Frank herausgebracht, in dem auch vorher unbekannte Aufzeichnungen enthalten sind. Das Tagebuch des 1945 im KZ Bergen Belsen umgekommenen Mädchens ist in über 50 Sprachen übersetzt worden und weltweit in einer Auflage von 25 Millionen Exemplaren erschienen. Nach Darstellung der britischen Historikerin Carol Ann Lee in ihrer Anfang des Jahres erschienen Biografie über Anne Franks Vater Otto soll der Niederländer Tonny Ahlers die Familie verraten haben, die sich in einem Hinterhaus versteckt gehalten hatte. Er sei Informant der Deutschen gewesen und habe später Otto Frank erpresst. Dabei sollen Lieferungen von Geliermittel durch Otto Frank Anfang des Krieges an die deutschen Besatzer eine Rolle gespielt haben, schilderte die Autorin. In die Untersuchung soll auch die Anne Frank-Biografie von Melissa Mueller einbezogen werden. Sie hatte 1998 die Ansicht vertreten, dass die Frau eines Mitarbeiters von Otto Frank die Familie verraten habe. In der Tagebuch-Ausgabe von 1986 war nach Barnouws Angaben ein anderer Niederländer genannt worden. Polizeiliche Nachforschungen nach dem Krieg hätten aber keinen Anhaltspunkt für dessen Täterschaft gegeben. "Das Institut will die Theorien über den Verrat vergleichen", teilte NIOD mit. Außerdem soll untersucht werden, ob der Vater überhaupt erpressbar gewesen sei. Barnouw bekräftigte am Donnerstag seine frühere Erklärung, dass es sich auch bei der Darstellung im Buch von Carol Ann Lee lediglich um eine Theorie handle. Strafrechtliche Untersuchungen gegen Ahlers seien früher auch ohne Ergebnis geblieben. (APA)