Washington/Wien - Nach den Bilanzierungsskandalen in den USA will US-Präsident George Bush am kommenden Dienstag an der Wall Street erneut schärfere Maßnahmen gegen „unmoralische Firmen“ fordern. Unterdessen gerät Bush eigene Vergangenheit als Unternehmer zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Wie die „Washington Post“ berichtet, hat Bush 1990, damals noch Vorstand der texanischen Harken Energy Corp., Aktien seines Unternehmens um mehr als eine Million Dollar verkauft, die Transaktion der US-Börsenaufsicht SEC jedoch erst 34 Wochen später gemeldet. Während Bush bislang behauptete, die SEC hätte die Unterlagen schlicht verloren, korrigierte ein Sprecher des Weißen Hauses am Mittwoch diese Ansicht. Die damaligen Anwälte des Präsidenten hätten die Meldung an die Börseaufsicht verwechselt.Zwei Monate nach der Transaktion vermeldete das texanische Unternehmen einen Verlust, dies hatte empfindliche Einbußen des Aktienkurses zur Folge. Eine Untersuchung der SEC verlief im Sand. Bush Vater war zur damaligen Zeit US-Präsident. Schärfere Vorschriften Bush selbst forderte in den vergangenen Wochen wiederholt schärfe Vorschriften und Gesetze, mit denen das Vertrauen in die Integrität der US-Geschäftswelt wieder hergestellt werden könne. Unter anderem verlangte der US-Präsident, dass Aktienverkäufe durch Vorstände eines Unternehmens unverzüglich der Börsenaufsicht zu melden seien. So darf er sich auch nicht wundern, wenn etwa der Kolumnist der „New York Times“, Paul Krugman, am Dienstag auf Ähnlichkeiten zwischen den Bilanzskandalen der letzten Wochen, die das Vertrauen in die US-Wirtschaft tief erschütterten und die Aktienmärkte in Turbulenzen brachten, und Bush eigenen Handlungen hinwies. (red)