Wien - Ab Mitte 2003 möchte auch die Wiener Börse einen so genannten Nachhaltigkeitsindex anbieten. Nach dem Vorbild des Dow-Jones-Sustainability-Index könnten dann die Anleger auch hierzulande in Unternehmen investieren, die nach bestimmten ökologischen und sozialen Kriterien wirtschaften. Davon erwartet sich Börsevorstand Erich Obersteiner eine Chance zur Belebung des heimischen Kapitalmarktes. Das unterstreicht auch eine Studie des Gallup-Institutes. Helene Karmasin vom Meinungsforschungsinstitut zeigte ein Anlagepotenzial von 252 Mio. Euro auf. 742.000 Anleger würden dann in österreichische Werte investieren, zeigte eine Befragung von 1000 Österreichern zum Thema "Ökologische und soziale Geldanlage" im Zeitraum vom 17. Mai bis 10. Juni. Tendenz steigend Die Studie zeigte auch die weltweit steigende Tendenz, in Zeiten von Bilanzfälschungsskandalen auf handfeste Werte zurückzugreifen. 34 Prozent der österreichischen Bevölkerung wünschen sich einen Index für soziale Verantwortlichkeit und Umweltverträglichkeit und 58 Prozent der umweltorientierten Investoren sind dafür. Zudem wünschen 31 Prozent der Befragten, dass die Mitarbeiter-Vorsorgekassen ihr Investment nach sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten. Geringeres Risiko Zahlen, die Reinhard Paulesich, Projektleiter der sozialökologischen Unternehmensbewertung EASEY (Ecological And Social Efficiency) darauf hoffen lassen, dass die Einführung des nachhaltigen Indexes an der Wiener Börse ein Erfolg wird: "je mehr Nachhaltigkeit, desto mehr Zukunft, desto geringer das Risiko, um so höher das Vertrauen der Anleger". Zu den ersten Unternehmen, die ihr Interesse bekundet haben, gehört der Anlagenbauer VA Tech. Vor- standsvorsitzender Erich Becker umriss die Strategie seines Unternehmens: "Man kann auch Geschäfte machen mit dem Thema Nachhaltigkeit aufgrund der weltweit steigenden Sensibilität zum ökologisch-sozialen Investment." Auch habe er bereits die Aufgeschlossenheit internationaler Fonds zum Thema konstatiert. Zu dem Disput seines Unternehmens mit Umweltverbänden wegen des geplanten Baus des Ilisu-Staudammes in der Türkei meinte Becker: "Ich sehe keine Verwirklichung des Projektes in absehbarer Zeit. Das wird sich von selber erledigen." Wie berichtet, hatten sich Partnerfirmen aus verschiedenen Ländern aus dem Projekt zurückgezogen. Das Projekt beinhaltet die Umsiedlung von 17.000 Menschen und soll die Wasserversorgung in der Region gefährden. (este, DER STANDARD, Printausgabe 5.7.2002)