Studio 3 im Wiener Funkhaus war gut besucht: die Belegschaft der Hörfunkdirektion, Radio Österreich International und des Landesstudios Wien kam zur Betriebsversammlung. Weitere gab es in den Bundesländern. Man beschloss, eine Resolution der Freien Mitarbeiter (Wortlaut ) noch zu verschärfen. "Wir fordern die Geschäftsführung auf, ihren rigiden Sparkurs noch einmal zu überdenken", heißt es im dem STANDARD vorliegenden Papier: "Bei dem geplanten Einsparungsziel sehen wir den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag ernsthaft gefährdet. Zweitens bedeutet dieser Sparkurs eine massive Bedrohung der Belegschaft." Zudem fordert die Belegschaft die Zusage ein, bis Jahreswechsel einen neuen Kollektivvertrag auch für freie Mitarbeiter abzuschließen. Wie berichtet stocken die Verhandlungen. Rechtsgutachten besagten, dass die Situation der Freien "österreichischem Arbeitsrecht und EU-Recht widerspricht". Sei kein Fortschritt in diesen Verhandlungen erkennbar, "sehen wir uns gezwungen, alle möglichen rechtlichen Schritte gegen den Arbeitgeber ORF einzuleiten". Mit rechtlichen Schritten zugunsten der freien Mitarbeiter drohte Donnerstag auch gleich Franz Bittner, Vorsitzender der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier. Außer den "schlimmen sozialen Folgen" des Sparkurses sieht er auch demokratiepolitische: "Existenzangst fördert wohl nicht gerade den Mut zu kritischem Journalismus". Dass sich gerade Bittner einschaltet, dürfte ORF-Zentralbetriebsratschef und -Gewerkschafter Heinz Fiedler wenig freuen: Er ist gegen einen Wechsel der ORF-Mitarbeiter von der Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport, Freie Berufe zu der Bittners wie die übrigen Journalisten. Betriebsratschef sieht Fortschritte und - mehr als tausend neue Angestellte "Vorsichtig optimistisch" ist Fiedler nach einer neuerlichen Verhandlungsrunde, die Geschäftsführung bekenne sich zur Anstellung von "mehr als tausend" Freien. Im STANDARD-Gespräch räumt er aber ein, der bisherige Knackpunkt befristeter Anstellungen sei noch nicht geklärt. Rechtlich seien die nicht zu halten, sagen Belegschaftsvertreter; Fiedler spricht von zahlenmäßiger Begrenzung. Für September sei ein Vertragsentwurf versprochen. (Harald Fidler/DER STANDARD, 5.7.2002)