Wien - Tina Hummel ist keine Verräterin. Erstens, weil sie nicht daran glaubt, dass Starbucks eine Bedrohung für die alteingesessene Wiener Kaffeehauskultur darstellt. Und zweitens, weil ihr sogar der Vorstand der Wiener Kaffeesieder, Maximilian Platzer vom Café Weimar, erklärt habe, er verstehe die 25-jährige Wienerin: Hummel ist Geschäftsführerin des Donnerstag eröffneten, fünften Wiener Outlets der US-Kaffeekette Starbucks. Auf der Mariahilfer Straße.Nivellierung der Wiener Kaffeehausqualität Das Pikante daran: Tina Hummel ist die Tochter der Betreiber des Café Hummel in der Josefstadt - einem Fixstern unter den Wiener Traditionscafés. Und ebenjene wettern seit dem Bekanntwerden der amerikanischen Kaffeeexpansionsgelüste zu Beginn des letzten Jahres und - erst recht - seit der Eröffnung der ersten Starbucks-Filiale in Wien im Dezember vehement wider die befürchtete Nivellierung der Wiener Kaffeehausqualität. Manch einer prophezeite gar ein neues Kaffeehaussterben. Platzer kündigte deshalb im Vorjahr gar die Gründung eines Vereines zur Erhaltung historischer Cafés an - in Italien gibt es solche Initiativen bereits. Tina Hummel sieht das - naturgemäß - anders: Die Fastfoodisierung des Kaffeetrinkens spräche eine "völlig andere Klientel an, als jene Leute, die das Kaffeehaus als Wohnzimmer verwenden". Freilich: Auch "ihr" Schnellcafé soll Wohnzimmer sein. Drum gibt es dort ja auch Sofas und Zeitschriften - dafür darf man dort aber nicht rauchen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 5.7.2002)