Marchegg/St. Pölten - Am östlichen Rand Österreichs, im Einzugsbereich der idyllischen March-Thaya-Auen, entwickle sich "eine Region wachsender Gegensätze", meint Ulrich Eichelmann vom World Wide Fund for Nature (WWF). Er meint es kritisch: Im Vorfeld der EU-Osterweiterung und des prognostizierten Wirtschaftsaufschwungs greife eine "unkoordinierte Regionalentwicklung" um sich. Eichelmann zählt auf: Vier neue Industrieparks und Gewerbegebiete in Niederösterreich und der Region Bratislava, die Marchfeldschnellstraße B8, geplante Marchbrücken und -häfen sowie eine vom Energieversorger Niederösterreich (EVN) ins Auge gefasste 110-kV-Hochspannungsleitung würden "Weißstorch, Seeadler und Großtrappe in Gefahr bringen". Auch den menschlichen Bewohnern drohe "ein Ende der hohen Lebensqualität durch Verkehrslawine und Zersiedlung der Landschaft". Es sei denn, eine "strategische Umweltprüfung" (Sup), wie die EU sie empfehle, definiere Prioritäten und bringe Naturschutz und Entwicklung miteinander ins Lot: "Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) soll in den Grenzregionen eine Sup anordnen. Nach dem Vorbild der "Super Now" im Norden Wiens samt umliegenden niederösterreichischen Gemeinden", fordert der Auenökologe. Doppelt untersucht Dort stehe "zum Beispiel schon seit längerem eine Entscheidung über die Lobauquerung aus", erwidert Niederösterreichs oberster Verkehrsplaner, Friedrich Zibuschka. Unter anderem, weil "eine Reihe bereits abgeschlossener Untersuchungen für die Sup wiederholt werden müssen" - was ihn zu der Ansicht bringe: "Eine Sup brauchen wir nicht." Vielmehr seien, so Zibuschka, große Teile der regionalen Bevölkerung einverstanden, dass die Marchfeldschnellstraße so rasch wie möglich gebaut werde: "Die Trassenführung steht." Und zwar vor dem Hintergrund, dass "durch Orte wie Raasdorf zurzeit täglich 2500 Lkw aus den Schotterabbaugebieten in Richtung Großbaustellen donnern, das ist fast halb so viel wie am Brenner". Auch im Büro von Umweltlandesrat Wolfgang Sobotka (VP) steht man einer Sup an der Grenze ablehnend gegenüber. Die kleinteiligen regionalen Entwicklungspläne würden "regelmäßig angepasst", das sei so weit ausreichend. (bri, DER STANDARD Printausgabe 5.7.2002)