Berlin - Mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP hat der deutsche Bundestag am späten Donnerstagabend die umstrittene Novelle des Stasi-Akten-Gesetzes verabschiedet. Die Union stimmte dagegen, die PDS enthielt sich. Mit der Neufassung des vor zehn Jahren in Kraft getretenen Gesetzes soll die Verwendung von Stasi-Akten über Prominente zu Forschungszwecken wieder ermöglicht werden. Im März waren diese Unterlagen durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Fall von Altkanzler Helmut Kohl gesperrt worden. SPD und Grüne hatten sich in der vergangenen Woche überraschend mit der FDP auf einen Kompromiss geeinigt und den Opferschutz in dem Gesetzentwurf noch einmal verstärkt. Voraussichtlich bereits nächste Woche Freitag wird sich der Bundesrat in seiner letzten Sitzung vor der Bundestagswahl mit dem Entwurf befassen. Für das von der Union angestrebte Vermittlungsverfahren wird es dort voraussichtlich keine Mehrheit geben, da sich die CDU/FDP-Koalition in Sachsen-Anhalt am Donnerstag auf eine Enthaltung verständigt hat. Für eine Anrufung des Vermittlungsausschusses wäre die Zustimmung aller vier von CDU und FDP regierten Länder notwendig. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sagte nach einer Sitzung des Koalitionsausschusses in Magdeburg, die Landesregierung werde die Novelle "trotz erheblicher rechtlicher Bedenken" nicht stoppen. (APA/AP)