Musik
Ein Meister des schwarzen Humors
Georg Kreisler wird 80 - legendär ist sein Lied "Gemma Tauberln vergiften im Park"
Wien - Georg Kreisler, Meister des schwarzen Humors,
Schriftsteller, Satiriker, Musiker und Sänger, feiert am 18. Juli
seinen 80. Geburtstag. Der gebürtige Wiener ist seinen Landsleuten
vor allem als Chansonnier aus der goldenen Zeit des Wiener
Nachkriegskabaretts bekannt. Mit makabren Chansons wie "Gemma
Tauberln vergiften im Park", "Zwei alte Tanten tanzen Tango" und "Der
guate alte Franz" trat er in den fünfziger und sechziger Jahren mit
großen Erfolgen in der Wiener Marietta-Bar auf.Werdegang
Kreisler wurde am 18. Juli 1922 in Wien geboren. Da er Dirigent
werden wollte, besuchte er zunächst das Konservatorium. Nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er 1938 mit seinen
Eltern nach Hollywood, wo er seine Musikstudien fortsetzte. Er
arbeitete im amerikanischen Exil als Arrangeur, Pianist und Dirigent
beim Film und bei Musicals. Als Truppenbetreuer schrieb er Shows und
Revueprogramme für Soldaten und versuchte sich in einer New Yorker
Bar als Chansonnier.
1955 kehrte der mittlerweile amerikanische Staatsbürger als
Barpianist nach Wien zurück, wo er rasch zum Kabarett wechselte. Im
Radioprogramm seiner Heimatstadt stießen Kreislers schwarzhumorige
Lieder auf wenig Anklang. Ganz anders verhielt es sich mit den
Live-Darbietungen der "Lieder zum Fürchten", "Nichtarischen Arien"
und "Seltsamen Gesängen" in der legendären Marietta-Bar: Die
Auftritte wurden dort stürmisch gefeiert. Mehr als 100.000 Platten
von "Gemma Tauberln vergiften im Park" verkauften sich in der Folge.
Hassliebe
Kreisler und seine Werke - Gedichte, Chansons, Bücher, Hörspiele,
Kabarett-Texte und Theaterstücke - sind durch eine gewisse Hassliebe
zu seiner Geburtsstadt geprägt. Nicht ohne Grund freilich: "Diese
Stadt hat nie einen Finger für mich gerührt. Ich bin mehr weggebissen
worden als zugelassen", beklagte er sich einmal in einem Interview.
Dennoch bleibt das Land der verkannten Genies für ihn bestimmend:
"Heimat bleibt eben Heimat, auch wenn man mit ihr geschlagen ist."
Von 1958 bis 1962 lebte der Kabarettist in München, kehrte danach
aber wieder nach Wien zurück. Viele Programme präsentierte er mit
seiner damaligen Frau Topsy Küppers. Das Erfolgsstück "Heute Abend
Lola Blau" war nach der Scheidung des Ehepaares Anlass eines
erbitterten Urheberrechtsstreites. Ab 1976 lebte Kreisler in Berlin,
wo er gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Barbara Peters auftrat.
Vom heiteren Sarkasmus und schwarzen Humor hatte er sich längst zum
scharfen Gesellschaftskritiker entwickelt, wie spätere Publikationen
zeigen: "Ist Wien überflüssig?" (1987), "Die alten, bösen Lieder -
Ein Erinnerungsbuch" (1989) oder "Ein Prophet ohne Zukunft" (1990).
Während seiner vorjährigen Deutschland-Tournee "Die alten bösen
Lieder" gab Kreisler seinen Rückzug nach rund fünfzig Bühnen-Jahren
bekannt. Er lebt heute mit Barbara Peters in Basel. (APA)