London - Ein Medikament aus der Reihe der modernen Mittel
zur Senkung des Cholesterinspiegels verhindert Todesfälle und schwere
Erkrankungen. Menschen mit einem hohen Risiko für Herzerkrankungen
sollten mit einem solchen Medikament behandelt werden: Am Freitag
wurden in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" die
Ergebnisse der internationalen "Heart Protection Study" (HPS) mit der
Anwendung der Wirksubstanz Simvastatin veröffentlicht. Im Vergleich
dazu haben offenbar Vitamin-Tabletten (Vitamin E, Vitamin C und
Beta-Carotin) keinen Schutzeffekt.
"Die HPS-Studie zeigt eindeutig, dass solche Statine eine positive
Wirkung für viel mehr Menschen haben können als wir das bisher
angenommen haben. Diese neuen Ergebnisse sind für einige hundert
Millionen Menschen bedeutsam", erklärte der britische Kardiologe
Univ.-Prof. Dr. Rory Collins. Schon bei der Präsentation der
Ergebnisse bei einem Kongress im November vergangenen Jahres hatte
der Oxforder Epidemiologe Univ.-Prof. Dr. Richard Peto gesagt: "Ich
arbeite seit 30 Jahren in Oxford an klinischen Studien. Aber das sind
bei weitem die wichtigsten Resultate, mit denen ich je zu tun hatte."
Großstudie
Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung waren 20.536
Probanden im Alter zwischen 40 und 80 Jahren aufgenommen worden:
Patienten nach einem Herzinfarkt, bereits Herzkranke, Menschen mit
Arterienverschlüssen, Diabetiker oder Personen mit Bluthochdruck. Die
Hälfte von ihnen bekam fünfeinhalb Jahre lang 40 Milligramm des
Cholesterinhemmers Simvastatin oder ein Scheinmedikament. Ebenfalls
die Hälfte der Probanden nahm jeden Tag 600 Milligramm Vitamin E, 250
Milligramm C und 20 Milligramm Beta-Carotin oder ein Placebo ein.
Ergebnisse
Nur der Cholesterinsenker wies eine positive Wirkung
auf:
In der Gruppe jener Personen, welche das echte Medikament
einnahmen, sank die Gesamtsterblichkeit um 12,9 Prozent. Das war
statistisch signifikant.
Die Todesrate durch Erkrankungen der Herzkranzgefäß reduzierte
sich um 19 Prozent.
Der Cholesterinsenker reduzierte auch die Häufigkeit anderer
akuter Gefäßerkrankungen (Schlaganfall etc.) um rund ein Viertel.
Auch "Herzgesunde" profitierten von der Behandlung. Bei ihnen
sank das Risiko, akut zu erkranken um ein Viertel.
Da in die Studie Menschen auch mit bloß mehr als 135 Milligramm
Gesamtcholesterin pro Deziliter Blut aufgenommen wurden, gibt es die
Hypothese, dass das verwendete Medikament auch noch auf andere Weise
als durch die Cholesterinsenkung wirkt. Collins: "Wenn man jetzt als Konsequenz aus dieser Studie zehn
Millionen Menschen auf diese Weise behandeln würde, könnten pro Woche
rund rund 1.000 Personen (im Jahr rund 50.000) gerettet werden."
Besonders stark ist der Effekt bei hoch Betagten und bei Diabetikern.
(APA)