Mensch
Gezielte Therapieunterbrechung bei HIV umstritten
Studie: Immunabwehr wird damit bei länger Infizierten nicht gestärkt
Hamburg - Die umstrittene neue Methode der gezielten
Therapieunterbrechung bei HIV-Kranken nutzt nur frisch infizierten
Patienten. Bei Menschen, deren Ansteckung mit dem Aids-Erreger schon
mehr als drei Monate zurückliegt, kann damit nicht die Immunabwehr
gestärkt werden, wie die Aids-Forscher Jan van Lunzen aus Hamburg und
Marcus Altfeld aus Boston in einer gemeinsamen Studie herausfanden.
Sie wurden für ihre Untersuchungen mit dem Forschungspreis der
Meta-Alexander-Stiftung ausgezeichnet. Der Krankheitsverlauf bei HIV-Patienten wird von Immunzellen
bestimmt, die die infizierten Zellen erkennen und töten können. Damit
kann eine Vermehrung der Erreger unterdrückt werden. Bei einem Teil
der Betroffenen fällt diese Immunabwehr jedoch stärker, bei anderen
schwächer aus, wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
berichtet.
Langfristige Nebenwirkungen der Kombinationstherapie
Seit Jahren werden die Auswirkungen der Infektion mit relativ
gutem Erfolg mit der so genannten Kombinationstherapie bekämpft. Doch
kann dieses Verfahren langfristige Nebenwirkungen haben und vor allem
als Folge einer Resistenzentwicklung der Viren abgeschwächt werden.
Ziel der Aids-Forschung weltweit ist es daher, die körpereigenen
Abwehrkräfte zu stärken.
Bereits vor einiger Zeit konnten amerikanische Wissenschafter
zeigen, dass bei vielen frisch infizierten Patienten eine wiederholte
Unterbrechung der medikamentösen Behandlung zur Folge hatte, dass
sich die gegen die HI-Viren gerichtete Immunabwehr immer wieder
regeneriert. Allerdings rieten die Forscher des US-Instituts für
Allergien und Infektionskrankheiten allen Betroffenen dringend davon
ab, eigenmächtig ihre Medikamente abzusetzen. Weitere Untersuchungen
seien unbedingt nötig.
Spezifische Immunabwehr nicht regeneriert
Bei der neuen deutsch-amerikanischen Studie zeigte sich nun zudem,
dass Therapieunterbrechungen bei schon länger zurückliegenden
Infektionen keinerlei positive Auswirkungen auf die körpereigene
Abwehr haben. Und auch eine langfristigen Unterdrückung der
Virusvermehrung mit Hilfe von Medikamenten sei nicht in der Lage,
diese spezifische Immunabwehr zu regenerieren, berichten die
Experten.
(APA/AP)