Wien - Das Wiener Gratisrad "Viennabike" soll noch im Juli wieder rollen. "Wir freuen uns auf den Neustart der Viennabikes", versicherten Sprecher Michael Kuhn und der Vizeobmann des Betreiber-Vereins, Martin Friedl, in einer Pressekonferenz am Freitag. Dieser sprach von einer "viel besseren Lösung", die nun gefunden worden sei. Das Viennabike wurde demnach auf eine wesentlich bessere rechtliche Basis gestellt. Der Benutzer schließt durch die Entnahme in Zukunft automatisch einen unentgeltlichen Leihvertrag ab.

Vertragsbestimmungen stehen auf den Rädern und Terminals

Die entsprechenden Bestimmungen werden auf den Rädern, den Terminals sowie auf neu gestalteten Karten veröffentlicht. Neben dem Fahrverbot für gewissen Bezirke wird auch darüber informiert, dass es nicht erlaubt ist, Viennabikes von öffentlichem Grund zu entfernen – und dass die Verpflichtung besteht, das Rad nach Benutzung in einen Terminal zurückzustellen.

Strafe bei Vergehen in Höhe von 50 Euro

Der Entlehner erklärt sich bereit, dass er bei Übertretungen mit der Abnahme des Gefährtes zu rechnen hat und dass ihm eine Vertragsstrafe in Höhe von 50 Euro droht. Ob diese Regeln eingehalten werden, wird in Zukunft vom "Infoteam" kontrolliert – und zwar Tag und Nacht, wie die Betreiber betonen. Für den Rest ist die Exekutive zuständig. Laut Kuhn hat es dazu auch bereits umfangreiche Gespräche mit der Polizei gegeben.

Hoheitliche Aufgaben könne nur die Polizei übernehmen, mit der Viennabike auf Basis der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen nun enger kooperieren wolle. Ähnliche Infoteams wie in Wien gebe es schon seit Jahren, etwa beim Referenz-Gratisradprojekt in Kopenhagen.

Vertrauen der Sponsoren ist noch immer da

Der Gratisrad-Sprecher betonte: "Viennabike ist eine positive und sympathische Initiative. Mit Begriffen wie 'Bike-Sheriffs' oder 'Radwehr' wollen wir nichts zu tun haben." Die Wiener seien mit dem Gratisprodukt zunächst "überfordert" gewesen, vermutete Kuhn. Nun gelte es, durch Information und Aufklärung dafür zu sorgen, dass die Aktion funktioniert. Das Vertrauen der Sponsoren sei jedenfalls noch immer da, wurde versichert.

Sollte der Neustart reibungslos über die Bühne gehen und die neuen Maßnahmen Erfolg zeitigen, dann könnte es sogar sein, dass auf einen dritten Versuch – mit neuen technischen Möglichkeiten – verzichtet wird, betonten die Betreiber. Bisher hatte es geheißen, dass im Herbst auf ein SMS-Entlehnsystem umgestellt werden soll.

Stadt Wien wartet Ergebnis ab

"Ich stehe zu dem Projekt", stellte Schicker in einer Aussendung fest: "Es wäre unfair, dem Betreiberverein Viennabike keine zweite Chance für die erfolgreiche Umsetzung zu geben." Beim Erstversuch im Mai sind von 1.000 Gefährten letztendlich 300 verschwunden. Für den Neustart sei kein zusätzlicher Cent notwendig, betonte er. Derzeit beträgt die Subvention von Seiten der Stadt Wien rund 1,2 Mill. Euro.

Sollte auch der Neustart der Initiative ein Flop werden, sei es aber durchaus denkbar, dass sich die Gemeinde als Geldgeber zurückzieht, hieß es aus dem Schicker-Büro. Das Subventions-Ziel wäre in diesem Fall nämlich nicht erreicht worden. Und auch über die Frage, ob im Fall eines neuerlichen Scheiterns nicht neue Betreiber gesucht werden sollten, wird im Rathaus nachgedacht.

Kritik

Kritik kam auch vom Verkehrssprecher der Wiener ÖVP, Wolfgang Gerstl. Laut seinen Angaben ist die geplante Art eines Entleihsystems "nicht praktikabel, undurchführbar und in keiner Weise durchdacht". Er forderte in einer Aussendung die Verantwortlichen auf, sich ein ähnliches Modell in Salzburg zum Vorbild zu nehmen: "Das dortige Entleihsystem mittels Bankomatkarte funktioniert."

Ratlosigkeit beim zukünftigen Verwender

Am allermeisten verwirrt sind die zukünftigen Verwender: Darf man das Fahrrad innerhalb der vier Stunden irgendwo abstellen und absperren oder muss man für jedes Abstellen einen Stand suchen?- Gibt es überhaupt ein Schloss am Viennabike? ...Fragen über Fragen...Nur eines ist klar: Erst wenn der/die WienerIn die Regeln versteht, kann das System auch funktionieren... (APA)