Wien - Der Konsortialvertrag über die Gründung der Austrian Energy, ein Zusammengehen von Verbund und Energie Allianz (Wienstrom, EVN, Energie AG Oberösterreich, Linz AG und Bewag) in den Teilbereichen Stromhandel und Großkunden wurde in der Nacht auf Freitag ausverhandelt und soll noch im Juli von den Partnern unterschrieben werden. Wie Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Freitag bei der Präsentation der österreichischen Stromlösung mitteilte, sollen die Detailverträge (Anhänge zum Konsortialvertrag) in den nächsten Tagen fertig gestellt werden. In der Folge soll eine kartellrechtliche Prüfung eingeleitet werden, wobei Bartenstein auch Brüssel einschalten will. Der Start der operativen Gesellschaften soll Anfang 2003 erfolgen. Handelshaus Kernstück der Austrian Energy wird die Stromhandelsgesellschaft Austrian Power Trading AG sein, an der der Verbund 67 Prozent und die Energie Allianz 33 Prozent halten werden. Der Energie Steiermark Holding (Estag) wird allerdings die Tür für einen Einstieg offen gehalten. Dadurch könnten sich die Beteiligungsverhältnisse noch ändern. Der Verbund dürfe aber nicht unter 50 Prozent und die Energie Allianz nicht unter 25 Prozent absinken. In einer ersten Stellungnahme winkte der steirische Wirtschafts- und Finanzlandesrat Herbert Paierl allerdings ab. Eine Einbindung der steirischen Stromdivision in die Austrian Energy brächte dem Bundesland in der derzeitigen Konstellation "keinerlei Vorteile", meinte er. Wenn freilich alle Bundesländer mit im Boot wären, ergäbe sich eine neue Situation. Dann mache auch ein Beitritt der Steiermark "vielleicht Sinn". Einstieg offen An der Großkunden-Vertriebsgesellschaft werden die Energie Allianz mit 67 Prozent und der Verbund mit 33 Prozent beteiligt sein. Auch hier wird den Steirern, aber auch der Salzburg AG die Tür für einen Einstieg offen gehalten. Die Austrian Power Trading AG, die Strom zu Marktpreisen abgibt, wird jährlich 95 Terawattstunden (95 Mrd. Kilowattstunden) verteilen und damit das achtgrößte Handelshaus in Europa sein. Davon werden 27 Prozent auf Wasserkraft, 15 Prozent auf thermische Energie und 54 Prozent auf Zukäufe vom Markt entfallen. Das Synergiepotenzial, das sich aus der österreichischen Stromlösung ergibt, bezifferte Bartenstein auf 80 Mio. Euro pro Jahr. Niederösterreichs Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka bezeichnete die Kooperation von Verbund und Energie Allianz als österreichische Lösung von europäischem Format. Der Wettbewerb im Kleinkundensegment bleibe weiterhin erhalten. Und die Großkunden könnten sich schließlich europaweit bewegen. (gb, mue/DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2002)