Wien - Im Österreichischen Cartellverband (ÖCV) hängt der Haussegen schief. Seit der Generalversammlung Anfang Mai bekennt sich der CV "zur souveränen, demokratischen Republik Österreich". Und das augenscheinlich nicht zur Freude aller Cartellbrüder.Bis Ende Juni hat bereits die vierte Verbindung schriftlich Beschwerde beim Präsidenten des Cartellverbandes, Wolfgang Schrammel, eingelegt. Der Tenor aller Resolutionen: Delegierte seien unter Druck gesetzt worden. So heißt es etwa in dem Vereinsbeschluss der Wiener Verbindung Marco-Danubia wörtlich: "Es wurde im Rahmen der Diskussion des Antrages IV - Satzungsänderung: Bekenntnis zur demokratischen Republik Österreich - vor persönlichen Angriffen und Beleidigungen nicht zurückgeschreckt." Delegierte, die den Antrag ablehnten, seien "mit massivem Druck zum Verlassen des Saales aufgefordert" worden. "Es wurde kein Druck ausgeübt. Ich weise das auf das Entschiedenste zurück", sagt Schrammel, Verbindungsname Marc Anton, im Gespräch mit dem Standard. Er ist um Schadensbegrenzung bemüht: Das Bekenntnis zur Republik Österreich sei bei den zirka 13.000 Mitgliedern selbstverständlich, der Protest komme von Einzelnen. Außerdem hätten die Vertreter dieser vier Verbindungen bei der Generalversammlung - zumindest teilweise - mitgestimmt oder seien "rausgegangen". Zeichen des Unmuts Unter den "Protestierern" ist auch die Wiener Bajuvaria - die Verbindung von Bundespräsident Thomas Klestil. Deren Obmann, Josef Mantl (Verbindungsname: Hochriegl), erklärt: "Es gibt in unserer Verbindung einzelne Mitglieder, die das Gefühl hatten, dass hier Druck ausgeübt worden ist. Daher auch diese Stellungnahme." Konsequenzen erwartet der Bajuvaren-Obmann keine. Es sei einfach nur darum gegangen, dem "Unmut Ausdruck zu verleihen". Er selbst könne diesen Eindruck allerdings "nicht bestätigen". "Hochriegl" hat für den Republik- Beschluss bei der Generalversammlung gestimmt. (Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.7.2002)