Inland
Oberster Kripochef gesucht
Bundeskriminalamt: Beamte fühlen sich "finanziell im Stich gelassen"
Wien - In drei Wochen endet
die Bewerbungsfrist für einen
der mächtigsten der neuen
Posten im Innenministerium,
den Direktor des Bundeskriminalamtes (BKA). Für den interimistischen, von Innenminister Ernst Strasser (VP) eingesetzten Leiter, Herwig Haidinger, ist das noch kein
Grund zur Aufregung. Außer
ihm hat bisher noch niemand
schriftlich Anspruch auf den
Chefsessel erhoben. Erwartet
werden aber zumindest zehn
Bewerbungen.Wer immer Österreichs
oberster Kriminalist oder
oberste Kriminalistin wird, er
oder sie wird vermutlich
gleich mit Unmut aus den eigenen Reihen konfrontiert
werden. Es geht ums Geld: Beamte des BKA verdienen um
rund 100 Euro pro Monat weniger als Ermittler in vergleichbaren Positionen. Die
Bewertung der Planstellen ist
niedriger als erwartet, außerdem wurde die pauschalierte
Gefahrenzulage von 66 auf 40
Prozent gekürzt. Auch aus der
zugesicherten BKA-Zulage
wurde nichts.
"Topleute, wie sie immer
für das BKA gefordert werden,
sind auf diese Weise nicht zu
bekommen", kritisiert der Personalvertreter Roman Idinger
in der neuesten Ausgabe des
Branchenmagazins Der Kriminalbeamte. Dabei würden gerade in der neuen Dienststelle,
deren Zentrale am Ernst-Holaubek-Platz in Wien-Alsergrund liegt, hohe qualitative
Ansprüche gestellt. 90 betroffene BKA-Beamte haben dem
Minister in einer Resolution
mitgeteilt, dass sie sich "finanziell im Stich gelassen
fühlen".
Herwig Haidinger bleibt
dennoch die Ruhe in Person:
"Die Kürzung der Gefahrenzulage betrifft nur Mitarbeiter,
die größenteils in der Zentralstelle selbst arbeiten. Frauen
und Männer, die draußen ermitteln, wie zum Beispiel in
der Observationsgruppe, behalten natürlich die Zulage."
Dasselbe gelte im Übrigen
auch in anderen Zentralstellen der Exekutive, sagt Haidinger zum Standard.
Der Vollausbau des BKA ist
mittlerweile fast abgeschlossen. Eines der heißesten Eisen
derzeit sind Ermittlungen der
Geldwäschemeldestelle nach
dem Aus für anonyme Sparbücher. Seit dem Stichtag
1.
Juli sind bereits 223 Meldungen von Banken betreffend nicht identifizierter Guthaben von jeweils mindestens
15.000 Euro eingetroffen. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.7.2002)