Wirtschaft
Sommer-Theater
Zukunft von Vorstandschef Sommer trotz guter Zahlen weiter ungewiss
Bonn/Berlin - Während die Telekom erstmals offiziell über
eine Besserung des Geschäfts im ersten Halbjahr berichtet hat, ist
die Zukunft ihres Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer weiter ungewiss
geblieben. Der wegen des Kurssturzes der Telekom-Aktien in Bedrängnis
geratene Manager setzte am Donnerstag zum Gegenangriff an und wies
Einmischungen der Politik in die Unternehmensführung zurück. Die
deutsche Bundesregierung verwies auf die Sondersitzung des
Telekom-Aufsichtsrates am nächsten Dienstag. Sommer erklärte in der "Bild"-Zeitung, ein Unternehmen floriere am
bestem im freien Markt, das gelte für die Telekom ganz besonders.
"Die Politik soll sich bei uns nicht einmischen." Er sei der Ansicht,
dass es für alle Betroffenen die beste Lösung sei, wenn solche
Debatten, wie die Forderung nach seinem Rücktritt, "hinter
verschlossenen Türen stattfinden. Noch einmal: Es geht um das
Unternehmen, nicht um meine Person".
Ergebnisverbesserung
Die Telekom erklärte am Abend in einer Ad-hoc-Mitteilung,
gerechnet nach dem operativen Ergebnis vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen (EBITDA) habe es eine weitere Steigerung der
Ertragskraft erzielt. Genauere Angaben zum Gesamtergebnis, zum Stand
der Verluste und des Abbaus der Schulden von 67,5 Milliarden Mark
(34,5 Mrd. Euro) machte die Telekom nicht. Die Halbjahresbilanz solle
Ende August vorgelegt werden. Allerdings habe die Mobilfunktochter
T-Mobile ihr EBITDA gegenüber dem ersten Halbjahr 2001 um eine
Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro steigern können, ein Zuwachs
von 71,4 Prozent. Dazu wesentlich beigetragen habe das US-Unternehmen
VoiceStream, erklärte die Telekom. Auch die ertragreichste Säule der
Telekom, die T-Com genannte Festnetzsparte habe wieder bessere Zahlen
verzeichnet.
Die Bundesregierung bekräftigte ihre offizielle Haltung, die
Entscheidung über eine Ablösung Sommers dem Aufsichtsrat zu
überlassen. Das Kontrollgremium habe bisher "sensibel und
verantwortungsvoll" gehandelt, sagte der Sprecher des
Finanzministeriums, Jörg Müller, in Berlin.
Partnersuche für VoiceStream
Erstmals deutete die Telekom die Suche nach einem Partner für die
US-Mobilfunktochter VoiceStream an. T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke sagte
nach Angaben der "Financial Times Deutschland", die von der Telekom
bestätigt wurden: "Wir prüfen alle Angebote, die uns gemacht werden."
Er schließe allerdings eine Aufgabe des Telekom-Engagements in den
USA aus. In den vergangenen Tagen gab es Berichte aus den USA, dass
VoiceStream Gespräche mit dem US-Mobilfunkkonzern AT&T Wireless
geführt habe.
Die Telekom verlangte unterdessen von ihrem Aufsichtsratsmitglied
Bernhard Walter ultimativ eine Klarstellung von Äußerungen, mit denen
der frühere Dresdner-Bank-Vorstand in Zeitungen zitiert werde.
Behauptungen unter anderem einer Schieflage des Unternehmens und
weiteren Abwertungsbedarfs bei den Immobilien, die Forderung nach
Ablösung Sommers und eine Absage an die Unternehmensstrategie
gegenüber einem Nicht-Mitglied des Aufsichtsrates verletzten die
Treuepflicht gegenüber dem Unternehmen und seien "in höchstem Maße
geschäftsschädigend", hieß es.
Nach Angaben eines Sprechers der Dresdner Bank kam Walter der
Aufforderung am Donnerstagabend nach. In der Erklärung heißt es,
Walter habe "bereits am 8. Juli gegenüber Herrn Winkhaus, Herrn
Sommer sowie gegenüber den Medien die ihm unterstellten Äußerungen
dementiert". (APA)