Im zweiten Teil des so genannten Medienduells zwischen Bundeskanzler und Herausforderer, das die Bild-Zeitung am Montag abdruckte, ging es vor allem um künftige Regierungskonstellationen. Erstmals nahm Gerhard Schröder zu der von der PDS ins Spiel gebrachten Variante Stellung, sie könne ihn im Bundestag zum Kanzler wählen - ohne grundsätzliche Tolerierung. Auf die Frage, ob er sein Wort geben könne, dass er sich nicht mithilfe der PDS wählen lasse oder regieren werde, sagte Schröder: "So ist das." Auch eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP könne er sich nicht vorstellen.Zu einer möglichen großen Koalition sagte Schröder: "Ich will das mal ausschließen." Sein Ziel sei, weiter mit Rot-Grün zu regieren. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber antwortete auf die Frage, ob er "im Ernst lieber bayerischer Ministerpräsident bleiben als mit der SPD regieren" wolle, ausweichend: "Eine große Koalition ist schädlich für unser Land." Dennoch gibt es bei den Parteien schon Planspiele dafür, da es derzeit laut Umfragen weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb reicht. Stoiber sprach sich erneut für eine Koalition mit der FDP aus. Zu einer möglichen Nominierung von FDP-Vizeparteichef Jürgen Möllemann als Minister, der die Antisemitismusdebatte ausgelöst hatte, sagte Stoiber: "Ich gehe davon aus - ich will der FDP die Arbeit nicht abnehmen -, dass die FDP hier andere Vorstellungen entwickeln wird." Nach einer Emnid-Umfrage vom Montag konnte die SPD von 35 auf 36 Prozent binnen einer Woche zulegen, die Union blieb bei 39 Prozent, die FDP büßte von zehn auf neun Prozent ein. Die Grünen blieben bei sechs, die PDS legte von fünf auf sechs Prozent zu. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.7.2002)