Wien - Mit harten Worten kritisiert Swanee Hunt, die ehemalige US-Botschafterin in Wien, das Vorgehen der USA in der Kontroverse um den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Die Forderung nach einer Immunität für US-Soldaten vor dem IStGH mit der Drohung zu verknüpfen, sich von der UN-Mission in Bosnien zurückzuziehen, sei eine "Dummheit politischer Entscheidungsträger". Es sei "ungerechtfertigt", wenn man glaube, sicherheitspolitische Interessen mit der Friedenssicherung am Balkan in Verbindung setzen zu können.

In der letzten Woche hatte sich die Regionalkonferenz von "Women Waging Peace" unter dem Vorsitz von Hunt in Wien versammelt. Namhafte Expertinnen kamen in der Diplomatischen Akademie zusammen, um ihre Friedensarbeit für Krisenregionen Europas und des Nahen Ostens vorzustellen. Unter den Teilnehmerinnen: die Exvizepräsidentin des Tschechischen Senats, Jara Moserova, und Monica McWilliams, Mitglied des Irischen Parlaments und Gründerin der Irischen Frauenkoalition.

Gemeinsam sei allen Ansätzen ihr integrativer Charakter, so Initiatorin Hunt, sowie die Konzentration auf die Überbrückung ethnischer, religiöser und kultureller Unterschiede. McWilliams betonte die Wichtigkeit von Gesten der Wiedergutmachung für die Friedenssicherung in Nordirland. Ein zentrales Problem sei das Vertrauensdefizit in der Bevölkerung, das aber auch eine Herausforderung an spezifisch "weibliche Friedensarbeit" darstelle: Da Frauen kaum ursächlich an militärischen Konflikten beteiligt sind, genießen sie in der Bevölkerung mehr Vertrauen und haben eine bessere Position, erfolgreich zur Konfliktlösung beitragen zu können. Hunt meint, dass Frauen in der Sicherheitspolitik, einer zentralen Herausforderung des 21. Jhds., angehalten seien, sich Expertisen anzueignen und politische Schlüsselpositionen zu bekleiden. (juv/DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2002)