Frauen sind in der Arbeitswelt noch immer nicht gleichberechtigt. Gemeinsam mit dem Standard veranstaltete die Microsoft EDV-Akademie Ende vergangener Woche in Wien einen Diskussionsabend zum Thema "Frauenwege - Karrierepfade"."Wir werden den Bedarf an Fachkräften nicht decken können. Deshalb lautet meine Botschaft: ,Die Industrie muss weiblich werden!'", forderte Angelika Kresch, geschäftsführende Gesellschafterin von Remus. Die 2001 zur Business Woman of the Year gewählte Vorzeige-Unternehmerin und zweifache Mutter hat nicht nur selbst in der Männerdomäne "Auspuffe" reüssiert, sondern auch mit der Ausbildung von Schweißerinnen Pionierland beschritten und überdies den weiblichen Führungskräfteanteil unter den 620 MitarbeiterInnen auf 20 Prozent erhöht. Mit ein Grund für die anhaltende Chancenungleichheit in der Arbeitswelt sei die (oft lange) Karenzpause. "Ein erfolgreicher Wiedereinstieg in den Beruf für Frauen nach der Karenz steht in direktem Zusammenhang mit der Erhaltung, Erneuerung und dem Erwerb von zusätzlichen Qualifikationen", konstatierte Sabine Fleischmann, Leiterin des Bereichs Professional Service bei Microsoft Österreich und Mutter eines schulpflichtigen Kindes, die für eine Repositionierung des Berufsbildes plädiert. IT-Branche mit Vorteil Die EDV-Akademie für Frauen ist ein österreichweites Weiterbildungsprogramm, das Frauen mit einer fundierten Weiterbildung Chancen in einem Umfeld verschafft, wo soziale Kompetenz, konzeptionelle und kommunikative Begabungen gefordert sind. "In vielen Berufen des IT-Bereichs macht das technische Know-how nur 30 Prozent aus, zu 70 Prozent entscheiden andere Qualifikationen", bestätigte Gerhard Flenreiss, Leiter der Manpower GmbH Österreich und betonte einen Vorzug der IT-Branche: "projektorientierte, zeitlich flexible Karrierechancen. " Gabriele Lehner, geschäftsführende Gesellschafterin der Plaut Personalberatung und selbst zweifache Mutter zur Unterrepräsentiertheit des "zarten Geschlechts": "Selbst in konservativen Branchen treffe ich kaum mehr auf Auftraggeber, die nach ausschließlich männlichen Kandidaten suchen. Aber mir fehlen die Bewerberinnen!", so die Headhunterin. Christoph Wolf, Experte aus der Rechtsanwaltskanzlei CMS Strommer Reich-Rohrwig Karasek Hainz, stellte klar, dass das Gleichbehandlungsgesetz zwar eine Menge klagbarer Punkte beinhalte, aber kaum eine Arbeitnehmerin im Ernstfall gegen ihre/n Arbeitgeber/in zu Gericht ziehen wolle. Jungen Frauen, die zukunftsorientierte und unkonventionelle Wege gehen möchten, bietet auch die Industriellenvereinigung Motivation und Unterstützung (siehe Webtipp). Aus dem Publikum kam Kritik an den neuen, oft unverständlichen, Berufsbezeichnungen. Eine Karrierehürde, die DER STANDARD ab Herbst mit einer Serie zur Klärung der Begriffe versuchen wird abzubauen. (zug, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 06.07.2002)