Wien - Rund 70 Prozent aller 805.000 Unfälle in Österreich haben sich im vergangenen Jahr zu Hause, in der Freizeit oder beim Sport ereignet. Fast 6.000 Menschen trugen Dauerschäden davon, 1.481 starben. "Das ist vergleichbar mit dem Untergang der Titanic - und das jedes Jahr", erklärte Rupert Kisser, Leiter des Institutes "Sicher Leben" am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien und forderte in dem Zusammenhang ein "nationales Sicherheitsprogramm". Wie in anderen Bereichen sei Prävention nötig, sagte der Generaldirektor des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Josef Kandlhofer. Durch konsequente Unfallverhütung sei es in den vergangenen Jahren gelungen, die Zahl der Arbeitsunfälle deutlich zu senken, so Kisser. Neben der Schulung zur Verhütung von Freizeitunfällen sei eine Verpflichtung zur Information der Konsumenten nötig. Man könne etwa zu einem Fußball auch die wichtigsten Spiel- oder Aufwärmregeln dazu packen. Besonders Gefährdete Die Kategorie Heim, Freizeit und Sport macht 80 Prozent aller Spitalsaufenthalte nach Unfällen aus, erklärte Robert Bauer von "Sicher Leben". 50 Prozent aller Unfalltoten stammen aus diesem Bereich. Besonders gefährdet sind laut Bauer Männer bis 40 Jahre und Frauen ab 70. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Unfälle in diesem Bereich um 33 Prozent, bei Senioren aber um 50 Prozent. Laut einer Prognose könnte innerhalb von 15 Jahren bis 2010 die Zahl der Toten um 50 Prozent sinken. Als Folge einer immer besseren und schnelleren medizinischen Versorgung werde die Invalidenrate aber um 100 Prozent steigen, so Bauer. Schon in den vergangen fünf Jahren sei diese dramatisch gestiegen. Unfallprävention für Alte und Junge Vor zehn Jahren wurde den Krankenversicherungen per Gesetz die Aufgabe übertragen, Gesundheitsförderung und Unfallverhütung in ihren Leistungskatalog zu übernehmen. Der Schwerpunkt bei der Unfallprävention muss laut Kandlhofer bei Kindern und Senioren liegen. Er verwies auf Aktionen wie "Spaß im Nass - aber sicher" im Kampf gegen den Ertrinkungstod von Kleinkindern. Rund zwei Millionen Spitalstage - zehn Prozent der Gesamtsumme - werden durch diese Freizeitunfälle verursacht. Die Kosten schätzte Kandlhofer auf "400 bis 600 Millionen Euro". "Ich werd' aufpassen", bringt als Vorsatz nichts, so Kisser. Es liege in der Natur des Menschen, diese Leerformel ohne Nachdenken zu sagen. Zur Vorbeugung ist es nötig, "die Technik an den Menschen anzupassen". Verstärkt müsse etwa auch auf kind- oder seniorengerechtes Bauen Wert gelegt werden. (APA)