Wirtschaft
Versicherungsverkauf kaum über neue Kanäle
Laut Umfrage vertrauen die Österreicher ihre Vertreter
Bad Tatzmannsdorf - Beim Abschluss von
Versicherungsverträgen sind die Österreicher wenig
experimentierfreudig, neue Vertriebswege finden so gut wie keinen
Anklang. Das Image der Versicherungsvertreter hat sich dagegen in den
vergangenen fünf Jahren deutlich verbessert, geht aus einer Umfrage
des Fessel + GfK-Instituts hervor, die am Montagvormittag bei einer
Tagung des Versicherungsverbandes präsentiert wurde. Das stärkere Vertrauen in Versicherungsvertreter spiegelt sich
auch in den Abschlüssen wider. Bei der im April bis Mai 2002 unter
2.000 Personen über 15 Jahren durchgeführten Umfrage gaben 68 Prozent
der Befragten an, beim Vertreter abgeschlossen zu haben, 1997 waren
es 64 Prozent. Bei der privaten Altersvorsorge können dagegen auch
Geldinstitute punkten. Für kompetent in Fragen der Eigenvorsorge
halten 58 Prozent der Befragten die Versicherungen und 26 Prozent die
Banken.
Persönlicher Abschluss bevorzugt
88 Prozent der Befragten gaben an, den Vertrag persönlich
abgeschlossen zu haben, 3 Prozent schriftlich und 1 Prozent via
Telefon. Auf das Internet entfielen laut Fessel + Gfk-Geschäftsführer
Rudolf Brettschneider "mehr als gar nichts und weniger als 1
Prozent". Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren wenig
ändern. Das Internet werde - anders als etwa im Tourismus und bei
Bankdienstleistungen - fast ausschließlich als Informationsmedium
genutzt. Mit ein Grund für die geringe Akzeptanz von
Internet-Abschlüssen dürfte auch sein, dass nicht
Versicherungsverträge deutlich weniger oft abgeschlossen als etwa
Banktransaktionen durchgeführt werden.
Enorm verbessert hat sich das Image der Versicherungsvertreter.
Verschiebungen in einem solchen Ausmaß seien relativ selten, so
Brettschneider. Bei der Frage dem typischen Klischee des
Versicherungsvertreter haben 2002 nur 30 Prozent (nach 52 Prozent im
Jahr 1997) bejaht, dass diese "Meister im Überreden" seien. Das ein
Versicherungsvertreter nur komme, um etwas zu verkaufen, bejahten 18
(35) Prozent. Für 60 (43) Prozent nimmt sich der typische Vertreter
Zeit, höflich ist er für 70 (64) Prozent und vertrauenswürdig für 52
(35) Prozent. Ein guter Berater zu sein, attestierten dem typischen
Vertreter 56 (43) Prozent. Dass er auch auf Nachteile aufmerksam
macht glauben mittlerweile 45 (25) Prozent.
Laufend informiert
Weniger starke Unterschiede gab es im Fünfjahresabstand bei der
Einschätzung der eigenen Versicherungsvertreters: So finden etwa
mittlerweile nur mehr 77 Prozent ihren Berater höflich, nach 79
Prozent im Jahr 1997.
Mit ein Grund für das gute Image und die steigenden Abschlüsse
dürfte auch die vermehrte Information und die bessere technische
Ausstattung sein. 37 (25) Prozent der Befragten gaben an auch nach
Vertragsabschluss laufend informiert worden zu sein, 35 (37) Prozent
zu bestimmten Anlässen und nur mehr 19 (27) Prozent wurden nicht mehr
informiert.
Persönliche Beziehung relevant
Eine zentrale Rolle spielt beim Versicherungsabschluss in
Österreich die persönliche Beziehung zum Versicherungsvertreter. 37
Prozent sehen ihn als Bekannten an, 9 Prozent als Freund und 7
Prozent sind mit ihrem Versicherungsvertreter verwandt. Als reinen
Geschäftspartner sehen ihn nur mehr 16 Prozent, 1997 waren es noch 35
Prozent.
Feststellen lässt sich auch eine Konzentration im
Versicherungsgeschäft. Rund 45 Prozent der Befragten gaben an,
Versicherungsverträge nur bei einer Gesellschaft abgeschlossen zu
haben, 1997 waren es erst 37 Prozent. Als "relativ treu" gegenüber
ihrer Versicherung bezeichneten sich 79 (77) Prozent. Wenn es
allerdings zu Ärger mit der Hauptversicherung kommt, sind 78 Prozent
auch gerne bereit zu wechseln.(APA)