Berlin - Besorgt über eine Zunahme antisemitischer Vorfälle in den OSZE-Staaten haben sich amerikanische und deutsche Experten geäußert. Sowohl in den USA als auch in Europa sei die Zahl antisemitisch motivierter Gewalttaten gestiegen, sagte der Direktor des Pariser Büros des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Shimon Samuels, laut Kathpress in Berlin. Samuels forderte, alle OSZE-Mitgliedsstaaten müssten Maßnahmen ergreifen, damit die nationalen jüdischen Gemeinden aus dem Nahostkonflikt herausgehalten würden. Der amerikanische Kongressabgeordnete Christoph H. Smith rief zu einer "Null-Toleranz"-Politik "gegen diesen Hass auf". Notfalls müssten Gesetze geändert werden, damit Hass-motivierte Delikte strafrechtlich verfolgt werden könnten. Der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam, Julius Schoeps sagte, Deutschland sei durch eine "neue Unbefangenheit" gefährdet, mit der der Antisemitismus auftrete. So habe ihm ein Anrufer im Zusammenhang mit der vom FDP-Politiker Jürgen Möllemann ausgelösten Debatte gesagt: "Ich bin kein Antisemit, aber ich mag keine Juden". Der Berliner Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz vertrat dagegen die Auffassung, die Möllemann-Debatte habe gezeigt, dass antijüdische Vorurteile in Deutschland anders als in manchen osteuropäischen Ländern "nicht politikfähig" seien. Gegenläufige Trends In Deutschland sind nach Einschätzung Benz' in den vergangenen Jahren zwei gegenläufige Trends zu erkennen: Langfristig nehme der Antisemitismus als gefestigte Einstellung ab, doch sei zugleich seit der Wiedervereinigung die Zahl der antisemitisch motivierten Straftaten gestiegen. Dabei handle es sich jedoch überwiegend um so genannte Propagandadelikte und nur zu einem kleinen Teil um Sachbeschädigungen oder Gewalt gegen Personen. Die Parlamentarische Versammlung der OSZE hat in Berlin eine Resolution verabschiedet, in der die "alarmierende Eskalation antisemitischer Gewalt" in der OSZE-Region "einmütig verurteilt" wurde. Antisemitische Gewalt stelle eine Gefahr für die europäische Sicherheit dar. Die Mitgliedsstaaten wurden aufgefordert, die entsprechenden Taten hart zu bestrafen und nach effektiven Wegen zur Bekämpfung des Antisemitismus zu suchen. (APA)