New York/Wien - Während US-Präsident George Bush härtere Gesetze gegen unmoralische Manager fordert, gerät sein eigener Werdegang als Unternehmer zunehmend ins Schussfeld. Seit Wochen wird der US-Präsident in Zeitungskommentaren scharf kritisiert. Paul Krugman, Professor für Volkswirtschaft an der Princeton University und Kolumnist für die "New York Times", wirft Bush und anderen führenden Mitgliedern seiner Regierung dabei offen „Heuchelei“ vor. Bush selbst, schreibt Krugman, habe von denselben aggressiven Bilanztricks profitiert, die in den letzten Monaten die Nation erschütterten. "Gescheiterter Geschäftsmann" 1986, schreibt Krugman, sei Bush nichts anderes gewesen als ein „gescheiterter Geschäftsmann“, der Millionen verbrannt hat und schwer verschuldet war. „Gerettet“ wurde der junge Bush von der Harken Energy Company, die seine ins Trudeln geratene Ölgesellschaft um einen „bemerkenswert hohen“ Preis erstand. Es stehe außer Frage, argumentiert der Wirtschaftswissenschafter, dass dabei für Bush Beziehungen bezahlt wurde. Bush Vater war damals US-Vizepräsident. Bilanztricks Trotz der Beziehungen des jungen Bush ging es mit Harken Energy steil bergab. Lediglich mit einem Bilanztrick, der später auch von Enron angewandt werden sollte, konnten die texanischen Geschäftsleute ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Dabei wurde eine scheinbar unabhängige Gesellschaft, Aloha Petroleum, ins Leben gerufen, die tatsächlich jedoch unter der vollständigen Kontrolle von Harken Energy stand, und zu unrealistisch hohen Preisen von der Muttergesellschaft zukaufte. Der Aktienkurs des Unternehmens konnte so künstlich hoch gehalten werden. Der spätere Verkauf der „unabhängigen“ Tochtergesellschaft an Geschäftsleute, die zuvor das Geld von Harken Energy geliehen hatten, und der daraus resultierende „Phantom-Gewinn“ von zehn Millionen Dollar, half dabei die Verluste des maroden Energieunternehmens über drei Quartale hinweg zu verschleiern. Bush, behaupten Insider, muss davon informiert gewesen sein. "Insiderhandel" 1989 soll Bush in einer umstrittenen Transaktion Harken-Aktien im Wert von mehr als einer Million Dollar gewinnbringend verkauft haben. Zwei Monate später stürzte der Kurs der Aktien ab. Bush selbst meldete die Verkäufe erst 34 Monate später der US-Börsenaufsicht SEC. Schuld daran, vermeldete Bush vergangene Woche, seien seine Anwälte gewesen. Zuvor hatte er behauptet, die US-Börsenaufsicht hätte die Meldung schlicht verloren. Die Transaktion verschaffte Bush, zu dieser Zeit Sohn des US-Präsidenten, das nötige Kapital um in die Texas Rangers zu investieren und so den Grundstein seines späteren Vermögens zu legen. "Some people have it easy" Während sich Bush als Saubermann präsentiert, schreibt Krugman, basiere sein eigenes Vermögen auf Privilegien und Insider-Handel. „Einige Leute“, resümiert der Kolumnist, „haben es einfach.“ (dax)